Für und Wider des Ziellandprinzips : besondere Herausforderungen ausgewanderter ÜbersetzerInnen hinsichtlich des Erhalts der Muttersprache

Gegenstand der vorliegenden Masterarbeit sind die besonderen Herausforderungen von ausgewanderten ÜbersetzerInnen, die in einem Land leben, in dem ihre Muttersprache nicht gesprochen wird. Es geht dabei um Fragen wie jene, ob diese ÜbersetzerInnen eine veränderte Sprachkompetenz in ihrer Muttersprache (L1) oder in einer ihrer Arbeitssprachen (L2, L3) wahrnehmen, wie sie damit umgehen und versuchen, möglichen Veränderungen wie Spracherosion in der L1 entgegenzuwirken. Zudem stellt sich die Frage, welche Vor- und Nachteile ein Standort fernab der L1-Umgebung mit sich bringt. Mit zunehmender Verbreitung des Internets sind ÜbersetzungsdienstleisterInnen und AuftraggeberInnen nicht mehr an eine geografische Nähe zueinander gebunden. Anstatt TranslatorInnen in ihrer Umgebung zu engagieren, bevorzugen AuftraggeberInnen vermehrt im Zielland lebende ÜbersetzerInnen. In der vorliegenden Arbeit wird dieses marktwirtschaftlich relevante Thema erstmals wissenschaftlich aufgearbeitet und das Ziellandprinzip aus der Sicht von ausgewanderten ÜbersetzerInnen thematisiert. Dafür werden in den ersten Kapiteln grundlegende theoretische Begriffe wie Muttersprache, Direktionalität, Bilingualismus, Sprachwechsel und Spracherosion erläutert und der mit diesen zentralen Begriffen in Zusammenhang stehende Forschungsstand zusammengefasst. Für die empirische Untersuchung wurden acht ausgewanderte, freiberuflich tätige ÜbersetzerInnen zu ihrem Werdegang, ihrer beruflichen Situation, der Sprachverwendung im Privatleben und ihrer Einschätzung der Entwicklung ihrer Sprachkompetenz befragt. Trotz der unterschiedlichen Lebensgeschichten der befragten ÜbersetzerInnen und abweichenden Ansichten etwa zu Direktionalität und Sprachwechsel lässt sich zusammenfassend feststellen, dass das Bewusstsein für die Gefahr von Spracherosion und für ein aktives Vorgehen gegen dieselbe bei ausgewanderten ÜbersetzerInnen vorhanden und ihre Selbsteinschätzung hinsichtlich des Spracherhalts durchwegs positiv ist.The main goal of the present master thesis is to address the challenges of expat translators living in a country where their native language is not spoken. The study is motivated by research questions such as whether these translators perceive changes in their native language (L1) or one of their working languages (L2, L3) and what steps translators take to prevent deviations such as language attrition. Another point of interest are the advantages and disadvantages associated with living away from their L1-environment. With the rise of the internet, translators and their clients do not need to be in close proximity to each other anymore. Instead of choosing translators in their vicinity, clients tend to assign jobs to translators living in the target country. The target country principle and expat translators who do not adhere to it are highly relevant topics from a market-economy perspective that have, however, been under-researched in Translation Studies so far. The thesis aims at closing this research gap with a pioneering study from the perspective of expat translators. In the first five chapters, theoretical concepts such as native language, directionality, bilingualism, language change and language attrition are explicated and the current state of research in these areas is examined. For the empirical study, eight expat translators working as freelancers were interviewed regarding their personal background, current professional situation, language use and their perceived changes in language competence. Despite their biographical differences and varied attitudes towards, for example, directionality and code-switching, all interviewees were aware of the risk of language attrition and actively sought to counteract it. However, self-reporting questions highlighted their overall feelings of positive language maintenance and competency.vorgelegt von Sonja PramhasAbweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der VerfasserinZusammenfassungen in Deutsch und EnglischKarl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2018(VLID)258153