Der Artikel geht dem Zusammenspiel von visueller Wahrnehmung und literarischer Bedeutungsbildung in den Kunstbetrachtungen der Reisetagebücher und Quarthefte Kafkas nach. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewinnt die Medienkonkurrenz zwischen Literatur und Kunst, Text und Bild angesichts der Sprachkrise besondere Brisanz. In Kafkas Notizen wird eine interpretierende Transformation der Ekphrasis vollzogen, im Zuge deren die Beschreibungen von Kunstwerken sich als von kulturellen Versatzstücken durchtränkt erweisen und das auratische Kunsterlebnis von Reflexion überlagert wird. Dabei werden Skulpturen und die im Traum oder in der Erinnerung imaginierten Bilder als ein über Perspektiven organisierter Raum konzipiert, der auch den Betrachter invol...