Private conservation in Latin America : impacts on local and regional development with focus on Chile

Seit den 1990er Jahren kam es in Lateinamerika, insbesondere in Chile zu zahlreichen Neugründungen von privaten Schutzgebieten. Die Initiative entstand sowohl von inländischen, wie auch von ausländischen Investoren. Deren Ziele variieren von einem reinen Schutzgedanken bis zu gewinnorientierten Tourismusdestinationen. Die Fläche der privaten Schutzgebiete in Chile beträgt inzwischen 1.651.916 ha und hat somit einen Anteil von 2,2 % an der Gesamtfläche des Landes. Dadurch ist Chile nach Belize (5,7 %) und Costa Rica (5,19 %) der Staat mit dem drittgrößten Flächenanteil in Lateinamerika, der unter privaten Schutz gestellt wurde. Ein im Zuge der Doktorarbeit veröffentlichter Review Artikel (Private Protected Areas in Latin America: Between conservation, sustainability goals and economic interests. A Review; Hora et al. 2018) erläutert das Phänomen im lateinamerikanischen Kontext. Privater Naturschutz nimmt in Chile auch in der Regionalentwicklung eine außerordentliche wichtige Stellung ein. Diese Doktorarbeit veranschaulicht anhand von ausgewählten Beispielen die Auswirkungen von Privatparks auf deren Umgebung. Die ersten beiden (Reserva Biológica de Huilo Huilo, Parque Pumalín) der drei Fallbeispiele wurden anhand ihrer relativen Vergleichbarkeit ausgewählt. Beide privaten Schutzgebietsprojekte ähneln sich in ihrer Bekanntheit, Größe, regionalen Bedeutung und befinden sich in demselben Biosphärenreservat (Bosques Templados Lluviosos de los Andes Australes). Der Parque Oncol als drittes Fallbeispiel ist wesentlich kleiner und dieses unter Schutz gestellte Ökosystem befindet sich auf der Küstenkordillere. Die Fläche Reserva Biológica de Huilo Huilo von 100.000 ha entstand aus der Abwicklung des forstwirtschaftlichen Betriebs Complejo Forestal y Maderero Panguipulli Mitte der 1990er Jahre. Neben den Outdooraktivitäten bietet das Reserva Luxushotellerie an. Die Feldarbeit zur Fallstudie wurde im März 2016 in der Ortschaft Neltume durchgeführt. Die Mehrheit der Dorfbewohner hat einen persönlichen wirtschaftlichen Vorteil durch das Reserva. Lediglich diejenigen, die weiterhin in der Forstwirtschaft arbeiten, sehen einen Nachteil. Die Befragten, die im Tourismus arbeiten, klagen außerdem über die starke Saisonalität ihrer Arbeit (Hochsaison: Dezember Februar). Die Feminisierung des Arbeitsmarktes unterzieht sich einem bedeutenden Wandel. In vielen Haushalten sorgen die Frauen jetzt für ihr eigenes Einkommen, da sie mehr Arbeitsmöglichkeiten sowohl innerhalb als auch außerhalb des Huilo Huilo Projektes haben. Auch wurden öffentliche Infrastrukturprojekte durch den Tourismus gefördert. Inzwischen ist die einstmals schwer zu erreichende Region über eine geteerte Schnellstraße mit dem chilenischen Straßennetz verbunden. Aus dieser Untersuchung entstand der Artikel “Do large private protected areas contribute to sustainable development? A case study from the Huilo Huilo Biological Reserve in Neltume, Chile; Hora 2017). Als weiteres Beispiel wurde der Parque Pumalín in der Region Los Lagos untersucht. Dieser 1991 gegründete Park wurde von dem Unternehmer Douglas Tompkins gegründet. Mit 284.6300 ha ist dieser Park das zweitgrößte private Schutzgebiet in Chile und gilt als das prominenteste Beispiel privater Schutzgebiete. Das private Naturschutzgebiet Parque Pumalín entstand Anfang der 1990er Jahre auf der Initiative des US-Amerikaners und Gründer der Marken North Face, Esprit u.a., Douglas Tompkins. Davor war das Gebiet in der Hand einiger Großgrundbesitzer. Dieser Park befindet sich im Fjordland der Los Lagos Region in der Nähe der Gemeinde Chaitén. Mit 290.000 ha ist er der größte private Park in Chile. Im siedlungsarmen “patagonischen Urwaldchile” (Weischet 1970) wurde Chaitén für die Befragung der Bevölkerung ausgewählt, da es in unmittelbarer Nähe zum Parque Pumalín liegt. Die wichtigsten Zugänge zu diesem Park sind von dort aus am leichtesten zu erreichen. Chaitén bildet eine wichtige Etappenstation an der Carretera Austral. Die Kleinstadt wurde 2008 vom Ausbruch des gleichnamigen Vulkans und des darauffolgenden Lahars fast vollständig zerstört. Nach einigen Jahren der Ungewissheit hat sich Chaitén inzwischen erholt und hat heute etwa die Hälfte der Einwohner wie vor dem Vulkanausbruch. Die Feldarbeit wurde im Jänner 2018 durchgeführt. Es besteht eine Arbeitsgemeinschaft zwischen dem Parque Pumalín und der Gemeinde Chaitén. Einige Tourismusbetriebe bieten Touren in den Park an. Hostal und Campingplatzbetreiber sehen den Nutzen des Parks positiv, da dadurch Gäste mehrere Tage dort verbringen. Die Mehrheit der in Chaitén lebenden Menschen ist im öffentlichen Dienst tätig. Auch diese sehen die Existenz des Parks positiv, da er einer der Hauptattraktionen der Region ist. Im Jahr 2018 soll der Park in das Nationalparksystem Chiles eingegliedert werden. Dies ruft Sorgen bei den Anwohnern hervor, da sie die sehr gute und fast kostenfreie Infrastruktur (Wanderwege, Campingplätze) bei der Übernahme bedroht sehen. Daraus entstand der dritte Artikel (Private Protection Initiatives in Mountain Areas of Southern Chile and Their Perceived Impact on Local Development - The Case of Pumalín Park; Hora 2018). Das dritte Beispiel ist der Parque Oncol. Dieser Park entstand aufgrund einer Kompensationsmaßnahme des Forstbetriebs Arauco (Celulosa Arauco y Constitución). Die Umgebung ist durch extensive forstwirtschaftliche Nutzung mit eingeführten Arten geprägt (Eucalyptus und Pinus radiata). Das 3.400 ha große Areal wurde 1989 eingeweiht und ist inzwischen eine touristische Attraktion in der Nähe von Valdivia. Die Anwohner des Parks profitieren direkt und indirekt durch die neu entstandenen Arbeitsmöglichkeiten (Hora & Marchant 2016). Die Daten für die Analysen für das Reserva Biológica Huilo Huilo und den Parque Pumalín stammen aus Primär- und Sekundärquellen, Interviews und Befragungen, die während Feldbegehungen und Archivarbeit gesammelt wurden. In den Untersuchungsorten Neltume und Chaitén wurden sowohl Kartierungen als auch Haushaltsbefragungen durchgeführt. Durch eine gewichtete Auswahl des Geschlechts und des Alters konnte eine hohe Repräsentativität erreicht werden. Die Interviews wurden nach der Methode von Gomez & Jones (2010) kodifiziert und interpretiert. Bei der Analyse des Parque Oncol wurden lediglich Literaturrecherchen und Interviews durchgeführt. Die Literaturrecherche erfolgte durch Google Scholar und SCOPUS. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen die wachsende Bedeutung und Verschiedenartigkeit des privaten Naturschutzes insbesondere in Chile auf. Private Schutzgebiete leisten einen zusätzlichen wichtigen Beitrag zur Sicherung der bedrohten Artenvielfalt. Hauptsächlich bei Spezies, die im nationalen System nicht ausreichend geschützt werden können.Since the 1990s numerous of new private protected areas have been implemented in Latin America and in Chile in particular. The initiative comes from both domestic and foreign investors. Their goals vary from protection only to profit orientated tourism destinations. In Chile, the area of private protected areas amount to 1,651,916 ha and comprises 2,2% of the territories. This makes Chile after Belize (5,7 %) and Costa Rica (5,19 %) the country with the biggest territorial share under private conservation in Latin America. A review article published in the course of the thesis (Private Protected Areas in Latin America: Between Conservation Sustainability and Economic Interest, A Review; Hora et al. 2018) explains the phenomenon in the Latin American context. Private nature conservation is also playing an exceptionally important role in regional development in Chile. This thesis will use selected examples to outline the impact of private parks on the environment. The first two (Reserva Biológica de Huilo Huilo, Parque Pumalín) of the three case studies were selected on the basis of their relative comparability. Both private protected areas are similar in their prominence, are similar in terms of environmental awareness, size, regional importance and both are located in the same biosphere reserve (Bosques Templados Lluviosos de los Andes Australes). The additional third case study Parque Oncol is much smaller and the protected ecosystem is located on the coastal cordillera. The Reserva Biológica de Huilo Huilo is an initiative of a Chilean entrepreneurial family called Petermann. The area of 100,000 ha originated from the closing of the forestry Complejo Forestal y Maderero Panguipulli in the mid-1990s. In addition to the outdoor activities in the Reserva basic and luxury accommodation is offered there. Field work on the case study Reserva Biológica Huilo Huilo was conducted in March 2016 in the village of Neltume. The majority of the inhabitants have gained a personal economic advantage through the Reserva. Only those who continue to work in the forestry sector see a disadvantage. Respondents working in tourism also complain about the strong seasonality of their work (high season: December - February). The feminization of the labor market is a major change. In many households, women now provide their own income as they have more options both inside and outside the Huilo Huilo project. Public infrastructure projects were also promoted by tourism. Meanwhile, the once remote region is connected via a paved highway with the Chilean road network. The result of this research was the second article "Do large private protected areas contribute to sustainable development? A case study from the Huilo Huilo Biological Reserve in Neltume, Chile; Hora 2017). The second example studied is the Parque Pumalín in the Los Lagos region. Founded in 1991, this park was founded by entrepreneur Douglas Tompkins. With 284,663 hectares, this park is the second largest private protected area in Chile and is considered the most prominent example of private protected areas in Chile. The private nature reserve Parque Pumalín was built in the early 1990s on the initiative of the American and founder of the brands North Face, Esprit, and others, Douglas Tompkins. Before that, the area was in the hands of landowners. This park is located in the Fiordland of the Los Lagos region near the municipality of Chaitén. With 290,000 ha, it is the largest private park in Chile. Chaitén was selected for interviewing the population due to the sparse settlement in the "Patagonian Rainforest of Chile" (Weischet 1970), because it is located in close proximity to Parque Pumalín and the most important entrances to the park are reached from there. Chaitén forms an important stage stop on the Carretera Austral. The town was almost completely destroyed in 2008 by the eruption of the eponymous volcano and the subsequent Lahar. After several years of uncertainty, Chaitén has recovered, although its population is half of what is was before the volcanic eruption. The field work was carried out in January 2018. There is a joint venture between the Parque Pumalín and the municipality of Chaitén. Some tourism companies offer tours in the park. Hostal and campsite operators see the park as positive as guests stay several nights. The most of Chaiténs population works in the public service areas. They, too, have a positive view of the initiative, as it is one of the main attraction s of the region. In 2018, the park is to be incorporated into the National Park system of Chile. This is cause for concern among the residents, as they see the high quality and the accessibly priced infrastructure (hiking trails, campsites) threatened with the change of. This resulted in the third article (Private protection initiatives in mountain areas of Southern Chile and their perceived impact on local development - The Case of Pumalin Park, Hora 2018). The third example is the Parque Oncol. This park was created as a result of a compensation measure by the forestry company Arauco (Celulosa Arauco y Constitución) who have extensive forestry activities in the area and have replaced large tracts of native forests with introduced species (Eucalyptus and Pinus radiata). The 3,400-hectare site was inaugurated in 1989 and has become a tourist attraction near Valdivia. The residents of the park benefit directly and indirectly from the new job opportunities (Hora & Marchant 2016). The data for the analysis for the Reserva Biológica Huilo Huilo and the Parque Pumalín come from primary and secondary sources, interviews and surveys collected during field visits and archival work. Household surveys were carried out at the Neltume and Chaitén sites. Through a weighted selection of sex and age a, high degree of representativeness was achieved. The interviews were codified and interpreted with the method of Gomez & Jones (2010). In the analysis of Parque Oncol, only literature research and interviews were conducted. The literature search was done by Google Scholar and SCOPUS. The results obtained during this research show the growing role of private conservation has in terms of protecting biodiversity threatened at the national level, especially in ecosystems poorly represented in the National System of Protected Wildlife Areas. These initiatives also allow local economies to be energized and are responsible for delivering new development alternatives based on low impact activities such as special interest tourism, in generally rural and marginalized territories. However, it is necessary to look at this process with a critical approach, given that the withdrawal of the state in its role as guarantor of the protection of natural heritage and its responsibility as a guide for regional development strategies, results in a loss of influence before private actors, who become gravitating agents of these territories. This is a risk due to the high dependence of the local economy on these ventures, which can be a limitation to long-term sustainability. On the other hand, there is also an interesting paradox, to what extent can of tourism be developed without causing a degradation of nature? Is the route of tourism development a viable long-term option for any place?Benedikt HoraKumulative Dissertation aus vier ArtikelnZusammenfassung in deutscher SpracheLeopold-Franzens-Universität Innsbruck, Dissertation, 2018OeBB(VLID)288863