Anerkennender Respekt als moralisches Gefühl : phänomenologische Perspektiven

Diese Masterarbeit beschäftigt sich mit anerkennendem Respekt gegenüber Personen als solchen und analysiert dieses fundamentale Phänomen als moralisches Gefühl. Ausgehend von der zeitgenössischen analytischen Respektdebatte, dient Immanuel Kants wegweisender Achtungsbegriff zugleich als Inspiration und Kontrast, um eine radikale Neubestimmung des anerkennenden Respektbegriffs unter Rückbezug auf Edmund Husserls Phänomenologie und in Auseinandersetzung mit Axel Honneths Begriff der Verdinglichung als Negation einer elementaren Anerkennung zu vollziehen. Diese Argumentationsstrategie bedient sich einer phänomenologischen Methode husserlscher Prägung, die im Rahmen einer Intentionalitätsanalyse einen qualifizierten Rückgang auf unsere Erfahrung erlaubt. Das Ziel besteht darin, die wesentlichen Bewusstseinsstrukturen des anerkennenden Respektgefühls zu beschreiben, die daraus resultierende Respektkonzeption in der analytischen Debatte zu verorten und ihr Verhältnis zum kantischen Achtungsbegriff zu klären. Indem anerkennender Respekt als moralbegründendes intentionales (Hintergrund-)Gefühl verstanden wird, das unmittelbar in der Fremderfahrung fundiert ist und eine andere individuelle Person in ambivalenter Weise als absolut werthaft präsentiert, gelingt es, zwischen einerseits positiven und partikularistischen sowie andererseits negativen und universalistischen Respektkonzeptionen zu vermitteln. Die Rechtfertigung dieses Gefühls liegt in der irreduziblen Perspektivität und Individualität leiblicher Subjekte und ihrer daraus resultierenden Bedeutung für eine intersubjektive wertvolle Wirklichkeit begründet. Letztlich bedarf es einer kontinuierlichen existentiellen Entscheidung des Subjekts für ein Leben in Freiheit mit Anderen, um der Normativität des Respektgefühls gerecht zu werden. Die abschließende negativistische Analyse der Verdinglichung eröffnet allererst den Zugang zu diesem sonst subtilen Respektgefühl und illustriert dessen normativen Implikationen.This masters thesis deals with recognition respect for persons as such and analyses this fundamental phenomenon as a moral emotion. On the basis of the contemporary analytic debate on respect, Immanuel Kants groundbreaking concept of ‘Achtung is used at the same time as an inspiration and a contrast in order to develop a radically new conception of recognition respect, which relies heavily on Edmund Husserls phenomenology as well as on Axel Honneths concept of reification, i.e. the negation of an elementary recognition. This argumentative strategy makes use of a phenomenological method of Husserlian character, that allows for a qualified access to our experience by analyzing its intentionality. The aims consist in describing the essential structures of consciousness of the recognitional emotion of respect, in locating the resulting conception of respect in the analytic debate and in clarifying its relation to the Kantian concept of ‘Achtung. Recognition respect is understood as an intentional (background) emotion which is directly founded in the experience of the other, presents the individual person in an ambivalent way as being absolutely valuable and thereby founds morality itself. In this way, the phenomenological approach mediates between positive and particularistic accounts of respect on the one hand and negative and universalistic accounts on the other hand. The emotions justification is to be found in the irreducible perspectivity and individuality of embodied subjects and their consequential significance for the intersubjective constitution of a valuable world. Ultimately, the subject must continuously make the existential decision to live a life in freedom with others in order to fulfill the normative demands of the emotion of respect. The final negativistic analysis of reification allows for a phenomenological access to this otherwise subtle emotion of respect and illustrates its normative implications.vorgelegt von Aljoscha Puber, BAZusammenfassungen in Deutsch und EnglischAbweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der VerfasserinKarl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2019(VLID)375853