Der neue Stil der ungarischen Volksmusik

Der Ausgangspunkt der Forschungen waren die Fragen, ob sich wohl jene Widersprüche auflösen lassen, die in Béla Bartóks und Zoltán Kodálys Schriften bezüglich des Alters des neuen Stils der ungarischen Volksmusik zu bestehen schienen, und ob sich der Streit entscheiden lasse, der sich nach ihnen so hitzig um diese Frage entfaltete und zu so scharf gegensätzlichen Konklusionen führte. Die Forschungen haben im wesentlichen alle Feststellungen von Bartók und Kodály bestätigt. Was bisher nicht eindeutig formuliert war, war, daß der neue Stil nicht auf einmal vorhanden war. Die Volksmusikstile mußten ebenso wie die Stile der „Hochkunst“ nach ihrer Entstehung einen kürzeren oder längeren Entwicklungsprozeß durchlaufen. Die Stile reiften in sich immer wieder neue Merkmale heranreifen lassend, neue Elemente annehmend und sich durch neue Farben bereichernd, aus ihrem anfänglichen „halbfertigen“ Zustand zu der Vollkommenheit, in der sie dann der Nachwelt bekannt. Den Forschungen zur Geschichte des neuen Stils im letzten Jahrzehnt, die hier kurz bekanntgemacht wurden, ist es gelungen, den derartigen Entwicklungsprozeß eines Volksmusikstils - vielleicht sogar zum ersten Mal in internationalen Relationen - in ganzer Ausführlichkeit und Tiefe zu entfalten