Studien zur wesensbestimmung der höfischen Minne

Jeder, der sich mit der mittelalterlichen Kultur und besonders mit der mittelalterlichen Literatur befaßt, hat sich notwenderigerweise mit dem Problem der minne auseinanderzusetzen. Da es uns, die wir Jahrhunderte vom Mittelalter getrennt sind, kaum möglich ist, die minne als Begriffs- und Erlebnisganzheit auf direktem Wege zu verstehen, war es unumgänglich, uns zuerst auf den Begriff der Liebe überhaupt zu besinnen. Nun ist der Terminus Liebe für uns so etwas Selbstverständliches, daß wir über seinen Begriffsinhalt kaum noch nachdenken. Die geschichtliche Verwirklichung der Liebe im Mittelalter, die wir minne heißen, näher zu bestimmen, kann denn auch nur dann einwandfrei erfolgen, wenn wir uns davor hüten, diesem Phänomen eine unzulänglich umrissene Vorstellung der Liebe zugrunde zu legen. Die Bedingtheit und Begrenztheit der eigenen Vorstellung wird oft übersehen, aber trotzdem speilt diese Vorstellung ihre Rolle. Wenn sie nun einmal eine Rolle spielen muß, so denn doch wenigstens bewußt. ... Zie: Zusammenfassung