Die Erfahrung der Migration bildet für Michel de Certeau (1925-1986) die Grundlage seiner Theorie der Alltäglichkeit, die als eine Kritik an der neuzeitlichen technokratischen Rationalität sowie an den herrschenden sozialwissenschaftlichen Gesellschaftsmodellen des ausgehenden 20. Jahrhunderts gemeint ist und auch als solche gelten kann. In seinen historischen Studien zur Mystik der frühen Neuzeit beschreibt Michel de Certeau, wie die Mystiker als moderne Nomaden nicht nur durch Europa reisen, sondern dieses Reisen auch als eine Weise verstehen, sich dem herrschenden Machtdiskurs zu entziehen. Das Reisen der Mystiker über Grenzen hinaus ist sozusagen paradigmatisch für eine Gesellschaftstheorie von der Marge heraus, so dem ‚Anderen‘ Raum er...