Technik und Gesellschaft: Vorträge eines Seminars veranstaltet von der Programmgruppe Mensch, Umwelt, Technik des Forschungszentrum Jülich GmbH

Es ist unbestreitbar, daß die Technik die moderne Lebenswelt geprägt hat; der dadurch zur Verfügung stehende Lebensstandard ist uns allen selbstverständlich geworden. Technik ist aber auch umstritten. Zum einen, vielleicht gerade deswegen, weil sie zu einer Steigerung der Lebensqualität geführt hat und nun - da primäre Versorgungsfragen gelöst und ein System umfassender sozialer Sicherheit in den Industriestaaten aufgebaut ist - sich große Teile der Bevölkerung anderen Lebensfragen zuwenden können: Dem Umweltschutz, dem Ausgleich mit der dritten Welt und der Teilhabe an Entscheidungen um die Zukunft unserer Gesellschaft. Allerdings, und das zeigt sich heutzutage ganz deutlich, hat die Entwicklung der Technik bis zu ihrem heutigen Stand auch Altlasten hinterlassen, die unsere Lebensgrundlagen gefährden. Diese negativen Folgen technischer Entwicklung haben in der Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit gefunden: Ob nun das Waldsterben, die Luftverschmutzung oder die sich abzeichnende Klimaveränderung. Auch in Zukunft wird Technik unser Schicksal bleiben - der Aufgabe, sie zu gestalten, können wir uns nicht entziehen. Aber anders als noch vor etwa 30 - 50 Jahren gilt es, Technikanwendung von vornherein so zu gestalten, daß sie umwelt- und sozialverträglich wird und negative Folgen minimiert werden. Diese Aufgabe ist nicht leicht - sie wird außerdem erschwert, weil in der Gesellschaft die Auffassungen darüber, was eine umwelt- und sozialverträgliche Technik ist, verschieden sind. Auf der einen Seite die Kritiker moderner Technik, vor allem Kritiker der Großtechnik, die den weltweiten ökologischen Zusammenbruch kommen sehen, falls wir den Umgang mit der Technik nicht grundsätzlich ändern. Auf der anderen Seite meinen Vertreter aus Industrie und Wissenschaft, daß nur mit neuer und intelligenter Technik negative Nebenwirkungen und Risiken minimiert werden können. Umwelt- und Sozialverträglichkeit von Technik heißt so bei den einen weniger Technik und bei den anderen eine bessere Technik, Wir glauben, daß die letzt genannte Auffassung richtig ist. Denn der generelle Verzicht auf technischen Fortschritt würde unsere ökonomischen Grundlagen erschüttern und angesichts der Entwicklung der Weltbevölkerung in eine demographische Katastrophe führen. Eines ist jedoch sicher: Die Kontroversen um die Technik, um ihre Risiken und ihren Nutzen werden keine vorübergehende Erscheinung sein - solche Auseinandersetzungen werden zunehmen. Damit verdoppeln sich die Probleme. Zu den Problemen der Technikgestaltung und -entwicklung treten politische Konflikte, die den gesellschaftlichen Konsens bedrohen. Erforderlich werden Konfliktlösungsstrategien, die es auch bei unterschiedlichen Positionen und Interessen ermöglichen, Technik so zu gestalten, daß die dafür erforderliche gesellschaftliche Akzeptanz erreicht werden kann. [...