Investigating Prosociality in Corvids

Prosozialität ist ein Verhalten, das zu Gunsten anderer ausgeübt wird. Der einzige Unterschied zu Altruismus mit dem es oft assoziiert wird, ist, dass prosoziales Verhalten mit keinem oder nur geringem Aufwand für das handelnde Individuum verbunden ist. Lange Zeit wurde prosoziales Verhalten ausschließlich Menschen zugeordnet, doch Studien der letzten Jahre beweisen, dass sich auch Primaten unter bestimmten Umständen prosozial verhalten. Seither wurden viele Hypothesen zum Ursprung dieser besonderen Art der Kooperation aufgestellt. Ein Konzept, auf das ich näher in meiner Arbeit eingehe, besagt, dass sich prosoziales Verhalten besonders stark bei jenen Arten entwickelt hat, die sich kooperativ um ihren Nachwuchs kümmern. Diese Hypothese, die “Cooperative Breeding Hypothesis”, wurde bisher vor allem von einer großen Studie mit Primaten und Menschen belegt. Ob die Resultate auch auf andere Tiergruppen zutreffen, ist unklar, da nur Primaten getestet wurden. Auch unter den Rabenvögeln gibt es kooperative Brüter und viele Arten leben in engen sozialen Gemeinschaften. Neben diesen Eigenschaften machen ihre kognitiven Fähigkeiten sie zu interessanten Kandidaten für die „Cooperative Breeding Hypothesis“. Das Ziel meiner Arbeit ist es daher, die Diskussion über den Ursprung prosozialen Verhaltens auf die Gruppe der Vögel auszuweiten und die „Cooperative Breeding Hypothesis“ an Blauelstern (Cyanopica cyana) zu testen. Blauelstern leben in großen sozialen Gruppen und werden während der Brutsaison von Helfer-Vögeln unterstützt. Das prosoziale Verhalten der Blauelstern untersuchte ich in einem „Group-Service Paradigm“. Hier kann ein Vogel durch Aktivieren eines Apparats der ganzen Gruppe ein Futterstück in Reichweite bringen, ohne selbst eines zu bekommen. Jedes andere Tier aus der Gruppe hat die Möglichkeit, sich dieses Futterstück zu holen. Passend zur „Cooperative Breeding Hypothesis“ verhielten sich drei von fünf getesteten Blauelstern prosozial gegenüber ihrer Gruppe. Sie nützten den Apparat signifikant öfter während des prosozialen Tests als während beider Kontrollen, wenn entweder kein Futter auf den Apparat gelegt wurde, oder der Zugang zum Futter blockiert war. Diese Studie ist der erste Hinweis auf unaufgefordertes prosoziales Verhalten bei Rabenvögeln.Prosociality, a behavior that benefits others at no or low cost to the actor, is usually linked to altruism, which is defined as being costly to the donor. Prosociality has for a long time believed to be human specific, but was recently found in other non-human primates. However, contradicting results in many primate species led to a variety of hypothesis about the origins of prosociality. In this thesis, I focus on the cooperative breeding hypothesis, which states that prosociality is dependent on allomaternal care. A comparative study of several primate species supported this hypothesis, showing that those species with allomaternal care were also the most prosocial. However, it remains unclear whether these results can be applied to other taxa, since it was only tested in primates. Corvids species form strong social bonds and are cooperative breeders to varying degrees, which makes them an interesting non-primate taxon for further investigation of the cooperative breeding hypothesis. The aim of this thesis was to investigate the prosocial behavior of the azure-winged magpie (Cyanopica cyana), a colonial and cooperatively breeding corvid with a complex helper system. I used the group service paradigm, where any bird can provide food to the group by using an apparatus. As expected according to the cooperative breeding hypothesis, the azure-winged magpies provided 98% of all food items to the group. Three of the five tested birds used the apparatus significantly more often during test sessions, where they could deliver food to the group members, than during an empty control, where no food was placed on the apparatus, and during a blocked control, where access to food for group members was blocked. On group level, the difference was not significant. This experiment shows prosocial behavior on the individual level in a cooperatively breeding species from a non-primate taxon. Furthermore, the results are the first indication of unsolicited prosociality in corvids