Der Kriminalroman und sein gesellschaftlicher Stellenwert

Der Kriminalroman gehört zu den meist gelesenen Gattungen und schoss in den letzten Jahren auf der Beliebtheitsskala ganz nach oben. Spannungsliteratur aller Art, die man lange Zeit als nicht literaturfähig oder allzu banal bezeichnete, wird heutzutage quer durch alle Gesellschaftsschichten gelesen. Bereits als Edgar Allan Poe in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Geburtsstunde des klassischen Kriminalromans einläuten ließ und Arthur Conan Doyle wenige Jahre später seinen bis heute allseits bekannten Ermittler Sherlock Holmes ins Leben rief, faszinierte die Gattung eine große Leserschaft und konnte große Erfolge verzeichnen, die bis heute andauern. Wie eine in diese Arbeit integrierte Auswertung der Platzierungen der Spiegel–Bestsellerliste zeigt, haben sich die Vorlieben der Leserschaft je nach gesellschaftlichem und politischem Geschehen geändert, denn, bevorzugte man nach dem Zweiten Weltkrieg Genres wie den Politthriller, so verlagerte sich in den letzten Jahren die Tendenz zu den stark gesellschaftskritischen und stets Themen wie Globalisierung oder Migration behandelnden Schwedenkrimis. Die Motive, zu den Werken der Spannungsliteratur zu greifen, sind unterschiedlich: Laut einer im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Befragung ist es der Rätseleffekt bzw. das Bedürfnis des Lesers, bei der Aufklärung des Falles behilflich zu sein, der viele Teile unserer lesenden Bevölkerungsschicht zum Krimi greifen lässt. Während für andere eine immer wiederkehrende Serienfigur mit Identifikationspotenzial dazu beiträgt, ein Buch der Kategorie Spannungsliteratur zu erwerben, sind sich viele Wissenschaftler einig, dass die in den Romanen stattfindende Beschäftigung mit dem Tod und der persönlichen Sicherheit eine große Rolle spielen. Der Kriminalroman liefert nämlich eine Möglichkeit, verbrecherische Impulse, die jeder in sich trägt, zu kompensieren und psychologisch auszuführen. Dies manifestiert sich an der Beliebtheit von Kriminalromanen, die die Psyche des Mörders in den Vordergrund stellen und die Gründe für dessen abscheuliche Taten analysieren. The crime novel is among the most read literary genres and in recent years it has become immensely popular. While in the past not a common choice, nowadays crime fiction is read by people of all social classes. When Edgar Allan Poe published the first real detective story in the mid-nineteenth century, he was soon followed by Sir Arthur Conan Doyle who brought to life one of the most famous investigators in crime literature - Sherlock Holmes. His stories captivated a large readership and soon became highly acclaimed. The detective stories around the cult figure Sherlock Holmes reached staggering sales figures and still remain popular today, having been translated into several languages. As the analysis of the bestseller lists of „Der Spiegel“ discussed in this thesis shows, the preferences of today’s readership has changed according to political and social events. Following the Second World War, political crimes became very popular, whereas nowadays there is an appetite for Swedish crime novels that treat arguments like social criticism, globalisation and migration. The reasons given by readers for reading crime novels tend to range widely. A survey presented in this thesis shows that a lot of readers love the mystery and try to solve the crime in order to find the delinquent. Others like the fact that there is a popular character that reappears in several books and they can identify with. Many scientists hold the opinion that the preoccupation with death and one’s own safety plays a major role in interest in crime literature. Crime novels allow the reader in one sense to compensate for this and to commit a crime psychologically. One of the reasons for the popularity of crime novels is this focusing of the mind on the murderer and trying to explain his cruel crimes