Studien zu Fresken in italienischen Krypten Aquileia und Anagni im Vergleich

Die Krypten in Aquileia und Anagni sind beide zwischen 1180 und 1250 ausgemalt worden. Sie unterscheiden sich voneinander jedoch sowohl im Programm als auch stilistisch. In Aquileia steht die Legende des Hl. Hermagoras (1. Bischof von Aquileia) im Mittelpunkt, begleitet von einer byzantinisch beeinflussten Passion, eigentlich vier Szenen einer Marienpassion. Die Säulenbögen sind mit Darstellungen der zwölf Apostel und von zwölf Märtyrern bedeckt. Vom Gesamteindruck her steht die memoria und die compassio im Vordergrund. Demgegenüber zeigt die Ausmalung in Anagni einen ganz anderen Schwerpunkt: neben den Märtyrerlegenden des Hl. Magnus und der Hl. Secondina sind die Gewölbe der Krypta mit fünf Zyklen bemalt (Darstellung des Makro- und Mikrokosmos, Szenen aus dem Alten Testament 1 Samuel, alle sieben Siegel der Apokalypse, christologischer Zyklus), die die Einsetzung der Kirche durch Gott bzw. Christus von der Erschaffung der Welt bis zu deren Ende im Jüngsten Gericht dokumentieren, also insgesamt eine Bestätigung der Überlegenheit des Papsttums über das Kaisertum. Stilistisch steht die Ausmalung in Aquileia unter veneto-byzantinischem Einfluss, diejenige in Anagni zeigt den starken Einfluss der nahe gelegenen römischen Mosaiken aus dieser Zeit