Von Nähe zu Distanz und zurück

Intensität, Emotionalität und Verzückung in der Repräsentation von Frauen in religiösen Kontexten sind gängig im Film. Genauso gibt es aber distanzierte Darstellungen von gleichgültigen, apathischen Frauen. Die vorliegende Analysearbeit beschäftigt sich mit Nähe und Distanz in der Darstellung von Frauen in acht französischen Filmen mit klarem Bezug zu Religion – meistens zum katholischen Christentum. Von Carl Th. Dreyers La Passion de Jeanne d'Arc (1928) bis zu Bruno Dumonts Hadewijch (2009) wird ein weiter Bogen gespannt. Es soll gezeigt werden, welche Rolle Nähe und Distanz in den religiösen Beziehungen der Narrative und in der Filmsprache spielt. Dabei geht die inhaltliche Analyse vor allem auf das Verhältnis der Protagonistinnen zu ihrem jeweiligen religiösen Gegenüber ein: der Kirchenrepräsentanz und Gott. Gleichermaßen kann auch die Darstellungsweise unter dem Blickwinkel von Nähe und Distanz betrachtet werden, insofern sie die Protagonistinnen einschränkt oder ihnen Raum gibt und auf die Zusehenden eindringlich oder zurückhaltend wirkt. In der Arbeit wird keine eindeutig positive oder negative Bedeutung von Nähe oder Distanz für die Frauen ersichtlich; weder das religiöse Gegenüber, noch die ästhetische Form betreffend. Eher werden ihre unterschiedlichen Umsetzungsformen und Wirkungen erkennbar. Außerdem zeigt sich in der chronologischen Abhandlung der Filme eine Pendelbewegung von narrativer und formaler Nähe zu immer größerer Distanz und eine Wende zurück zur Intensität von Erfahrungen in den neuesten Filmen