Neuorientierung und Unsicherheitsmanagement als neue, beschleunigende Anforderungen im Arbeitsleben

Die heutige Arbeitswelt ist geprägt von hoher Geschwindigkeit, kontinuierlicher Veränderung und Instabilität. Aufgrund dieser Entwicklungen lassen sich so genannte beschleunigungsbedingte Anforderungen für Erwerbstätige annehmen, wozu die Notwendigkeit zur Neuorientierung sowie zum Unsicherheitsmanagement zu zählen sind. Die vorliegende qualitative Arbeit beschäftigt sich mit dem Auftreten dieser Anforderungen, sowie mit deren Entstehungsbedingungen und Folgen. Zudem wird erhoben, ob diese von Erwerbstätigen eher als positive Herausforderung oder Bedrohung erlebt und welche Umgangsstile angewendet werden. Zur Untersuchung dieser Aspekte wurden 31 berufsbiographische leitfadengestützte Interviews mit Erwerbstätigen vor allem aus der Finanz- und Versicherungsbranche geführt und mit der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Zusammengefasst ergab die Interviewanalyse, dass Neuorientierung eine wesentliche Anforderung im Arbeitsleben darstellt, insbesondere die zunehmende Wissensaktualisierung sowie die Anpassung an die Erwartungen, flexibel und permanent erreichbar zu sein sowie schnell auf Anfragen zu reagieren. Die vermehrte Einstellung auf wechselnde InteraktionspartnerInnen spielt hingegen eine geringere Rolle. Darüber hinaus zeigte sich lediglich eine tendenzielle Zunahme von Arbeitsplatzunsicherheit. Dennoch konnten bezüglich des Unsicherheitsmanagements drei wesentliche Umgangsstile festgestellt werden: Der passive Umgangsstil zeichnet sich durch ein Verharren in der unsicheren Situation aus. Beim aktiven Umgangsstil stellen sich Erwerbstätige der unsicheren Situation, indem gezielt Handlungen gesetzt werden. Beim vorsichtigen Umgangsstil werden ebenfalls Handlungen gesetzt, diese sind jedoch von erhöhter Vorsicht und Selbstkontrolle geprägt. Für spezifischere Betrachtung der beschleunigungsbedingten Anforderungen wird weitere Forschung empfohlen.Today's working world is characterized by high speed, continuous change and instability. Due to these developments, one can assume so-called acceleration-related demands for the working population, including the need for re-orientation and uncertainty management. The present qualitative work deals with the occurrence of these demands, as well as their development conditions and their consequences. In addition, it is surveyed whether the working population experiences these as a positive challenge or as a threat, and which handling styles are applied. To investigate these aspects, 31 semi-structured professional biographical interviews were conducted with employees, mainly from the financial and insurance sector, and evaluated with the qualitative content analysis according to Mayring. Summarized the interview analysis revealed that reorientation is an essential demand in working life, in particular the increasing knowledge update as well as the adaptation to the expectations to be flexible and permanently accessible as well as to react quickly to inquiries. The increased attuning to changing interaction partners, however, plays a minor role. Furthermore only a trend towards increase in employment insecurity showed. Nevertheless three essential handling styles regarding uncertainty management could be determined: The passive handling style is characterized by remaining in the uncertain situation. In the active handling style employees face the uncertain situation by deliberately taking action. In the cautious handling style actions are set, but these are characterized by increased caution and self-control. For a more specific consideration of the acceleration-related demands further research is recommended