Geschlechtsstereotype und Lehrkraftverhalten als Determinanten der Berufswahl

Nach wie vor ist eine ungleiche Verteilung von Frauen und Männern in einigen Berufen vorherrschend. Vor allem im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sind Frauen stark unterrepräsentiert. Die Berufswahl wird von vielen Variablen beeinflusst, wobei interessensbezogene Variablen in der vorliegenden Arbeit im Fokus stehen. Schulwahl, berufliche Interessen und fachspezifische Interessen als relevante Einflussgrößen auf die Berufswahl werden hinsichtlich Geschlechtsunterschiede untersucht. Des Weiteren werden Geschlechtsstereotypen von SchülerInnen sowie die Wahrnehmung des LehrerInnenverhaltens auf Zusammenhänge zu den drei untersuchten Einflussgrößen auf die Berufswahl untersucht. Um diese Zusammenhänge zu überprüfen wurden Fragebogendaten von SchülerInnen (N = 3281, 49 Prozent weiblich, 10 – 17 Jahre) aus Hauptschulen, neuen Mittelschulen, kooperativen Mittelschulen und allgemein bildenden höheren Schulen verwendet. SchülerInnen beantworteten im Rahmen eines Online-Fragebogens Fragen zur geplanten Schulwahl nach er 8. Schulstufe, dem Berufswunsch, fachspezifischen Interessen für Deutsch, Mathematik oder Englisch, einer verkürzten Form der modernen Sexismusskala (Eckes & Six-Materna, 1998) sowie zum Verhalten der Lehrkraft im Unterricht. Die Ergebnisse zeigen, dass es signifikante Unterschiede in der Schulwahl, beruflichen Interessen und fachspezifischen Interessen zwischen Buben und Mädchen gibt. Geschlechtsstereotype von SchülerInnen stehen mit der Schulwahl und dem fachspezifischen Interesse für Deutsch im Zusammenhang. Die Wahrnehmung des Lehrkraftverhaltens kann mit fachspezifischen Interessen als zusammenhängend belegt werden. Die Wahrnehmung von ungleichem Verhalten gegenüber Mädchen und Buben geht demnach mit geringerem Interesse für das Fach, in dem die Lehrkraft unterrichtet, einher. Bezüglich der Schulwahl kann lediglich ein Zusammenhang mit der Wahrnehmung der LehrerInnen im Fach Mathematik belegt werden. Geschlechtsstereotype und die Wahrnehmung des Lehrkraftverhaltens scheinen bei der Berufswahl eine wesentliche Rolle zu spielen