Narrative Identitätskonstruktion

Die heutige Gesellschaft ist durch ihre Pluralität mehr denn je von Identitätsfragen geprägt. Gerade in einem von Einwanderung geprägten Großstädten wie Wien, wo Migrant_innen bereits Nachkömmlinge haben, die in zwei Kulturen aufwachsen, stellt sich die Frage, wie sich Identitäten in einer solchen Umgebung formen. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit der Identitätskonstruktion bei einem Migranten zweiter Generation in Wien. Das Erkenntnisinteresse ist dabei nicht die Bildung von Zusammenhängen zwischen dem Migrationshintergrund und Identität - die Migrationsthematik ist nur Kontext einer konversationsanalytischen Untersuchung. Unter der Annahme, dass Identität auch und vor allem im Erzählen her- und dargestellt wird, wurde für die Arbeit ein narratives, autobiografisches Interview erhoben, aus dem eine Erzählpassage gewählt und auf identitätskonstruierende Merkmale untersucht werden. Die dafür verwendete, interdisziplinäre Analysemethodik der Rekonstruktion narrativer Identität vereint Ansätze der Gesprächs- und Konversationsanalyse, sowie der Erzähltheorie, die damit ebenfalls Eingang in die Arbeit finden. Grundlage für die Analyse ist dabei die Annahme, dass sich Identitätarbeit und damit auch narrative Identitätskonstruktion in drei Dimensionen vollzieht: der zeitlichen, der sozialen und der selbstbezüglichen. Auf Basis einer Sequenzanalyse wird der Erzähltext auf diese drei Aspekte der narrativen Identität untersucht, um am Schluss der Arbeit eine übergreifende Darstellung der narrativen Identität des Erzählers zu geben. Die Ergebnisse der Arbeit geben einen exemplarischen Einblick in die Identität Jugendlicher mit Migrationshintergrund in Wien geben und leisten so einen linguistischen Beitrag zur Jugend- und Migrationsforschung