Bewusste zielgerichtete Verarbeitung versus unbewusste automatische Verarbeitung von Kontrast-Hinweis-Reizen bei visuell-räumlichen Orientierungsreaktionen

Das Ziel dieser Studie ist die Untersuchung qualitativer Unterschiede in der Verarbeitung subliminal beziehungsweise supraliminal dargebotener peripherer Hinweis-Reize mit abruptem Erscheinungsbeginn. Nach dem traditionellen Konzept von Posner und Snyder (1975) werden automatische oder exogene Prozesse von endogenen, „top-down“-modulierten Prozessen durch drei Kriterien voneinander unterschieden, wobei Bewusstseinsunabhängigkeit als ein Kriterium für automatische Prozesse definiert wird. Es konnte zuvor von Mulckhuyse, Talsma und Theeuwes (2007) gezeigt werden, dass subliminale, periphere Hinweis-Reize mit abruptem Erscheinungs-beginn exogene Aufmerksamkeitsverlagerungen provozieren. Deshalb wurde in dieser Studie ein adaptiertes Mulckhuyse-Paradigma verwendet, wobei die Kontrastpolarität dergestalt variiert wurde, dass entweder die Kontrastpolarität zwischen Hinweis-Reiz und Ziel-Reiz passte, oder gegensätzliche Kontrastvorzeichen verwendet wurden. Aus diesem Grund wurde für die supraliminale Bedingung „Contingent Capture“ nach Folk, Remington & Johnston (1992) nur bei Passung der Kontrastpolarität zwischen Hinweis-Reiz und Ziel-Reiz erwartet, wobei in der subliminalen Bedingung gemäß der Ergebnisse von Mulckhuyse, Talsma und Theeuwes (2007) exogene Aufmerksamkeitsverlagerungen erwartet wurden. Anhand der Daten konnte gezeigt werden, dass es in der subliminalen Bedingung zu kontrastpolaritäts-unabhängigen exogenen Hinweis-Reiz-Effekten kommt, während in der supraliminalen Bedingung kontrastpolaritäts-abhängiges „Contingent-Capture“ beobachtet werden konnte. Die Ergebnisse liefern einen weiteren Beleg für die traditionelle Konzeptualisierung von automatischen versus endogen kontrollierten Prozessen von Posner und Snyder (1975).The aim of the present study is to investigate the qualitative differences in the processing of subliminally and supraliminally presented peripheral abrupt onset cues. According to the traditional concept of Posner and Snyder (1975) the distinction of automatic or so-called exogenous from endogenous, nameley top-down-modulated processes is defined by three criteria, independency of awareness being one of automatically induced processes. Exogenous attentional capture has been demonstrated before with the use of subliminally presented abrupt onset cues by Mulckhuyse, Talsma and Theeuwes (2007), and thus an adapted version of the „Mulckhuyse-Paradigm“ was used whereas contrastpolarity was varied with either matching or mismatching contrastpolarity between cue and target. Therefore capture contingent (Folk, Remington & Johnston, 1992) on contrastpolarity between cue and target was expected in the supraliminal condition, whereas in the subliminal condition exogenous capture analogous to the results of Mulckhuyse, Talsma and Theeuwes (2007) was expected. In line with the data, exogenous, contrastpolarity independent capture was observed in the subliminal condition, whereas top-down-modulated capture contingent on contrastpolarity was demonstrated in the supraliminal condition. These results provide further evidence for the traditional concept of automatic versus endogenous processes of Posner and Snyder (1975)