Für ein neues Europa

Im Mai 1943, mitten in den Wirren des Zweiten Weltkriegs, wurde an der Universität Wien das Zentralinstitut für Theaterwissenschaft eröffnet. Die Planungen dafür hatten bereits 1941 begonnen. In das neue theaterwissenschaftliche Institut investierten das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, der Kurator der wissenschaftlichen Hochschulen und die Stadt Wien eine beträchtliche Geldsumme und stellten zahlreiche Arbeitskräfte für die neue Institution bereit. Die Gründung und Etablierung dieses Instituts ist deshalb so außerordentlich bemerkenswert, weil ab Februar 1942 alle verfügbaren Ressourcen für den propagierten „totalen Krieg“ aufgewandt wurden. Die Gründung in diesem zeitlich-politischen Kontext wirft daher eine wichtige, bisher ungeklärte Frage auf: Welche Beweggründe motivierten die NationalsozialistInnen zur Planung, Gründung und Etablierung des Zentralinstituts für Theaterwissenschaft? Welcher Effekt war für das ideologische System von Bedeutung? Die vorliegende Diplomarbeit analysiert die Gründungsmotivation und fragt nach dem Nutzen, den die NationalsozialistInnen von der Arbeit des Instituts erwarteten und der den finanziellen und personellen Aufwand gerechtfertigt haben könnte. Dazu sollen Personen und Institutionen ermittelt werden, die das Gründungsvorhaben initiiert, ermöglicht und vorangetrieben haben