Die Vergegenständlichung des Geistes. Simmels Hermeneutik der Objektivität

International audienceDieser Beitrag versucht, die Stellung der Objektivität in der Hermeneutik näher zu bestimmen, nicht nur im Sinne der Methodologie, sondern auch im Sinn der Richtung nach dem Gegenstand. Der Gegenstand der Hermeneutik scheint eigentlich ein Gemischtes von Objektivität und Subjektivität zu sein, das eine eigene Autonomie aufzeigt. Diese lässt sich weder an die Aktualisierung eines ontologischen Ereignisses noch an die intentio auctoris reduzieren. Diese mittlere Welt des Sinns wurde verschiedentlich als „Geist“, „Kultur“, „Gesellschaft“ oder sonst bezeichnet, und zahlreiche Autoren haben versucht, sie näher zu charakterisieren. Das war nämlich der Fall um 1900, wo man auf die hegelsche Begrifflichkeit des „Objektiven Geistes“ zurückgriff, um damit das Objekt der „Geisteswissenschaften“ aufzufassen (so Dilthey, und anders Simmel, Litt, Freyer, Cassirer usw.). Das bleibt eine aktuelle Fragestellung in den letzten Jahren, mit Versuchen über den Aufbau der gesellschaftlichen Welt (Searle, The Construction of social reality, 1995; Descombres, Les Institutions du sens, 1995) oder der sinnvollen Welt überhaupt (J.M. Ferry, Les Grammaires du sens, 2003; Figal, Gegenständlichkeit, 2006). Aufgrund der drei erwähnten Versuche, eine eigene hermeneutische Stellung zu bestimmen, werde ich versuchen, diese weiterzudenken; ich möchte zeigen, wie Simmel in seiner Philosophie des Geldes (1900) uns begriffliche Mittel liefert, um diese mittlere Welt zu denken, die aus manchen Aporien uns führen könne