Alter(n) als normativer Erwartungsraum: Kulturelle Spurensuche in sozialethischer Absicht

Die sozialethische Reflexion über faire und gerechte Alterssicherung kann nicht von einem Nullpunkt aus starten, sondern setzt an bereits bestehenden sozialen, ökonomischen und politischen Institutionen der Alterssicherung an. Diese Institutionen spiegeln normative Festlegungen wider, und ihre Legitimität hängt davon ab, ob sie das Ziel der Alterssicherung effektiv, effizient, fair und gerecht erfüllen. In diesem Beitrag werden die normativen Vorstellungen, die in der deutschen Gesellschaft im Hinblick auf Alter(n) existieren, analysiert und diskutiert. Dabei stehen nicht einzelne Argumente oder Konzepte im Fokus, sondern eher diffusere Wertvorstellungen, die den Diskurs grundieren. Der Beitrag gliedert sich in drei Schritte: Zuerst wird der Zusammenhang zwischen den Wertvorstellungen und der sozialwissenschaftlichen Diskussion über Altersbilder beleuchtet. Im zweiten Schritt werden die zentralen normativ-evaluativen Vorstellungen in den Komplexen Alter/Altern und Generation untersucht. Dadurch wird die Vielfalt der Wertvorstellungen reduziert und fokussiert. Schließlich werden die Ergebnisse zusammengefasst, um die sozialethische Relevanz dieser Wertvorstellungen für die Alterssicherung zu verdeutlichen. Der Beitrag zeigt auf, dass normative Idealvorstellungen und Wertkomplexe die Debatte über die Reform der Alterssicherung, deren Legitimität sowie Sinngehalte beeinflussen können. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit diesen Wertvorstellungen ist für die sozialethische Argumentation von großer Bedeutung, um einen kritischen Anschluss an gesellschaftliche Debatten zu gewährleisten.Socio-ethical reflection on fair and just old-age security cannot start from a zero point, but begins with already existing social, economic and political institutions of old-age security. These institutions reflect normative determinations, and their legitimacy depends on whether they fulfill the goal of old-age security effectively, efficiently, fairly, and equitably. This paper analyzes and discusses the normative ideas that exist in German society with regard to old age(ing). The focus is not on individual arguments or concepts, but rather on more diffuse values that underpin the discourse. The article is divided into three steps: First, the connection between the value ideas and the sociological discussion about images of age is illuminated. In the second step, the central normative-evaluative conceptions in the complexes of age/aging and generation are examined. In this way, the diversity of value sets is reduced and focused. Finally, the results are summarized to illustrate the socio ethical relevance of these value concepts for old-age security. The paper shows that normative ideals and value complexes can influence the debate on old-age security reform, its legitimacy as well as its meaning. A differentiated discussion of these value concepts is of great importance for socio-ethical argumentation in order to ensure a critical connection to social debates