Die Rolle der Ergotherapie bei der beruflichen (Wieder)eingliederung von Menschen mit (schwerwiegenden) psychischen Erkrankungen in der Schweiz

Einleitung: In der Schweiz erhält eine stetig steigende Anzahl von Personen mit einer psychischen Erkrankung eine Invalidenrente. Personen mit (schwerwiegenden) psychischen Erkrankungen (SPE) sind oftmals aus dem ersten Arbeitsmarkt ausgeschlossen oder in der Wahl einer Tätigkeit eingeschränkt. Als eine der Methoden der beruflichen Rehabilitation (BR) bietet Supported Employment (SE) vielversprechende evidenzbasierte Möglichkeiten, vor allem wenn sie nach dem Individual Placement and Support (IPS)-Modell angewendet wird. Für SE gibt es in der Schweiz noch beträchtliche Entwicklungsmöglichkeiten. Es ist bislang nicht deutlich, welche Rolle Ergotherapeut*innen (ET) in der Schweiz hierbei einnehmen bzw. einnehmen könnten. Ziel der Untersuchung war es festzustellen, ob bzw. wie viele ET in der Schweiz in der beruflichen (Wieder)eingliederung von Personen mit (schwerwiegenden) psychischen Erkrankungen SE anwenden. Außerdem sollte ermittelt werden, wie diese ET SE ggf. anwenden und wie sie hierbei ihre ergotherapeutischen Fertigkeiten integrieren. Methode: Es wurde ein hauptsächlich quantitativer Online-Fragebogen entwickelt. ET in 268 Schweizer Institutionen bzw. Praxen aus dem Bereich der psychischen Gesundheit wurden zur Teilnahme an der Umfrage zur BR im ersten Arbeitsmarkt angefragt. Ergebnisse: 82 ET haben an der Umfrage teilgenommen. 90% (74) der Teilnehmer*innen betrachten das Feld der beruflichen Arbeit ihrer Klient*innen als einen der Kompetenzbereiche der Ergotherapie. 36% (30) haben Erfahrung mit Interventionen mit dem Ziel der (Wieder)eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt. 4% (3) wenden SE in ihrem Berufsalltag an, eine*r davon IPS. Diese 4% bestätigen, dass SE/IPS gut zur Ergotherapie passe, dass sie aber auch darüber hinaus Wichtiges zur erfolgreichen und zufriedenstellenden (Wieder)eingliederung beitragen könnten und empfehlen, die Bekanntheit von SE unter ET in der Schweiz zu fördern. Schlussfolgerung: Die Rollen als ET und als SE-Spezialist*in sind gegenseitig bereichernd bezüglich Mittel, Kompetenzen und Fachwissen, um Klient*innen erfolgreich beruflich (wieder)einzugliedern. Es ist sinnvoll, die in der Schweiz im Bereich der psychischen Gesundheit tätigen ET zu ermutigen, diese Methode kennenzulernen und ggf. spezifische Weiterbildungen zu besuchen