Ökologische Vernetzung im Siedlungsraum. Ansätze für die kommunale Planung.

Der fortschreitende Artenverlust und die neuen internationalen Verpflichtungen zur Biodiversität (30O% geschützte Land- und Meeresfläche bis 2030) führen zu einer grösseren Dringlichkeit im Naturschutz. Als Folge erarbeiten die Kantone im Moment eine landesweite ökologische Infrastruktur. Kerngebiete (Biotope) sollen dabei durch Ausbreitungs- und Vernetzungsgebiete zu einem kohärenten Netz verbunden werden. Mit dieser Entwicklung gehen eine ganze Reihe von raumplanerischen Fragestellungen einher. Wie können oder sollen ökologisch vernetzende Flächen rechtlich gesichert werden? Durch welche Instrumente soll eine ökologische Infrastruktur im Siedlungsraum, die immer eine Überlagerung darstellt, geplant werden? Die vorliegende Arbeit nimmt insbesondere die beginnende Verankerung der Biodiversität in der kommunalen Nutzungsplanung in den Blick. Es existiert keine allgemein anerkannte Planungspraxis für ökologische Vernetzung auf der Gemeindeebene. Vieles wird durch Leitbilder, Konzepte und Richtpläne geregelt, die bislang jedoch nur teilweise in die Nutzungsplanung überführt werden. Der Auftrag der ökologischen Infrastruktur kann als Möglichkeitsfenster für eine entscheidende Verbesserung der ökologischen Vernetzung auf kommunaler Ebene genutzt werden, wenn der Kanton dafür eine verbindliche Grundlage liefert. Die Basis der Untersuchung bildet eine Sammlung von zwölf Fallbeispielen aus der ganzen Schweiz. Die zwölf Gemeinden werden im Detail auf ihre Planungsinstrumente und deren Verbindlichkeit untersucht. Quervergleiche der Fallbeispiele lassen die Konstruktion eines idealen Planungsverlaufes für ökologische Vernetzung zu. Dabei werden die Partizipation der Bevölkerung und eine phasengerechte Interessenabwägung einbezogen. Dieser Planungsverlauf sowie eine Auslegeordnung möglicher Ausgangspunkte zur Etablierung einer ökologischen Infrastruktur im Siedlungsraum sind die Hauptergebnisse dieser Arbeit. In einer Schlussdiskussion wird nochmals auf die gesellschaftliche Dimension der Thematik eingegangen und eine für ökologische Vernetzung als wichtig erachtete vielschichtige Form des Schutzes skizziert. Als weitere planerische Strategie wird das Konzept der „lebensräumlichen Kontinuität“ eingeführt, die langfristig und subtil zu einem kollektiveren Selbstverständnis und einem sensibleren Bewusstsein für die Geschichtlichkeit unserer Lebenswelt führen kann. Der ökologische Ausgleich ist eine gesamtgesellschaftliche Chance: Die nötige breite Akzeptanz für die Höherbewertung ökologischer Interessen gegenüber privaten und wirtschaftlichen Ansprüchen kann aus Freude am Naturerleben gewonnen werden, ebenso wie aus Verantwortlichkeit und Respekt