Kognitiv oder qualitativ? Offene Interviewtechniken in der Fragebogenevaluation

Kognitive Pretestverfahren gehören mittlerweile zu den wichtigsten Werkzeugen der Entwicklung und Evaluation von Fragebögen. Sie prüfen die Verständlichkeit von Fragen, erkennen Schwierigkeiten der Befragten bei der Beantwortung von Fragebögen sowie zugrundeliegende Ursachen und liefern so Hinweise zur Verbesserung standardisierter Befragungsinstrumente. Die verschiedenen Techniken wie z. B. Think-Aloud-Interviews oder unterschiedliche Ansätze des Verbal-Probing sind dabei häufig sehr offen gestaltet. Dadurch eröffnet sich für die Entwickler des Befragungsinstruments ein breiterer Blick auf mögliche Probleme im Antwortverhalten. Sowohl die Durchführung kognitiver Interviews, als auch deren Auswertung ähneln dabei in Zielsetzung und Herausforderungen eher Vorgehensweisen, die mit der qualitativen Sozialforschung assoziiert sind. Diese Ähnlichkeit greifen wir in unserem Beitrag auf und zeigen, in welchen Bereichen die Entwicklung von kognitiven Interviewtechniken zur Fragebogenevaluation zu ähnlichen Lösungsansätzen geführt hat wie die methodische Differenzierung im Bereich der Erhebung qualitativer Interviews. Anschließend diskutieren wir, inwiefern sich Vorschläge etablierter Ansätze der qualitativen Empirie nutzen lassen, um kognitive Interviewtechniken im Bereich der Surveymethodologie zu verbessern. Insbesondere gehen wir dabei auf die Kommunikations- und Befragungsstrategien des problemzentrierten Interviews (z. B. Witzel, 1985; Witzel/Reiter, 2012) und des diskursiven Interviews (Ullrich, 1999) ein