Der geschlagene Mann: Häusliche Gewalt gegen Männer: Zwischen Verdrängung und Anerkennung

Die meisten Menschen, die von häuslicher Gewalt sprechen, meinen Gewalt gegen Frauen. Der Mann als Opfer ist nicht vorstellbar. Geprügelte Männer werden zudem von Freunden oder Behörden nicht ernst genommen und das Thema von der Gesellschaft immer noch tabuisiert. Dahinter steht die immer noch weitverbreitete Vorstellung, dass der Mann schliesslich das starke Geschlecht sei und sich auch dementsprechend verhalten solle. Dunkelzifferschätzungen gehen davon aus, dass Männer genauso oft von ihren Partnerinnen geschlagen werden, wie es umgekehrt der Fall ist. Vielleicht sogar öfter. Die Gewalt werde aber nicht als so bedrohlich wahrgenommen. Daher gibt es das Bild vom Mann als Opfer einfach nicht. Das Einzige, was in den Köpfen existiert, ist ein verzerrtes Bild des männlichen Gewalttäters. Dabei haben die meisten Männer in ihrem Leben Gewalt erfahren. Als Täter oder Opfer. Gewalt durch Eltern. Gewalt durch andere Männer. Gewalt durch Gleichaltrige. Aber auch – und das wollen viele nicht wahr haben – durch Frauen. Das liegt wohl daran, dass Männer in vielen Fällen körperlich überlegen sind oder sich so wahrnehmen. Deshalb ist das Gefühl der Hilflosigkeit und der Bedrohung nicht so akut wie bei Gewalt gegen Frauen. Ein Hilferuf erfolgt zudem von Seiten der männlichen Opfer nur selten, weil die Vorstellung vorherrscht, ein Mann müsse selbst damit fertig werden. Den Grund für die Verfestigung des Täterbildes könnte man in der bisherigen Frauenbewegung sehen. Schliesslich hat das weibliche Geschlecht über Jahrzehnte konsequent daran gearbeitet aufzuzeigen, dass Gewalt gegen Frauen stattfindet. Die Männer haben diese Emanzipation verschlafen. Somit sind die Männer nun erpressbarer als Frauen, da man ihnen nicht so schnell Glauben schenkt, wenn es um Misshandlungen geht.So können Frauen oft ihre Partner damit unter Druck setzen, dass sie ihren Ruf ruinieren, sie finanziell schwächen und am häufigsten damit drohen, ihnen das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder streitig zu machen. Dieses gesellschaftliche Spannungsfeld ist für die Soziale Arbeit eine grosse Herausforderung. Es bringt die betroffenen Männer häufig an die Grenzen ihrer emotionalen Belastbarkeit. Hierauf reagieren sie mit Gefühlen wie Angst, Wut und Enttäuschung.+ Code Diss LU: hslusa basa 2010 + Fussnote: Bachelor-Arbeit, Hochschule Luzern - Soziale Arbeit, Ausbildungsgang Sozialarbeit 2010 + NL-Code: NLLUHSA20110