Vergleichende Betrachtung des Verlaufs von Entzündungsparametern nach Implantation von Knie- bzw. Hüfttotalendoprothesen unter Berücksichtigung zusätzlicher Einflussfaktoren

Die Implantation eines künstlichen Gelenks an Hüfte oder Knie ist eine der am häufigsten durchgeführten orthopädischen Operationen. Im klinischen Alltag ergab sich die Vermutung, dass die Entzündungswerte CRP und Leukozyten nach der Implantation einer Knietotalendoprothese höhere Werte erreichen als nach einer Hüfttotalendoprothese. Daraus ergaben sich die Fragestellungen, ob die Höhe dieser Entzündungsparameter abhängig von der Art der Implantation ist und inwiefern sie einen prädiktiven Wert für die Wahrscheinlichkeit einer Revisionsoperation hat. Außerdem stellte sich die Frage, ob körperliche Faktoren wie Geschlecht, Alter, BMI oder ASA-Score einen Einfluss auf die Höhe der Entzündungswerte haben. Um diese Hypothesen zu untersuchen, wurden von 491 Patienten mit einer Knie- und 524 Patienten mit einer Hüft-TEP Implantation neben den o. g. körperlichen Faktoren die Entzündungswerte (CRP und Leukozyten) an fünf verschiedenen Messtagen erhoben: präoperativ, 1. Tag postoperativ, 2. 4. Tag postoperativ und 6. Tag postoperativ. Die Werte wurden mithilfe des Statistikprogramms SPSS, Version 25.0 für Microsoft Windows (SPSS Inc., Chicago, IL, USA) auf statistisch signifikante Korrelationen und Zusammenhänge untersucht. Die Hypothese, dass die Entzündungsparameter nach Knie-TEP Implantationen höhere Werte aufweisen als nach Hüft-TEP Implantationen, ließ sich an den meisten Messtagen vor allem in Bezug auf den CRP-Wert bestätigen. Insbesondere an den postoperativen Tagen zeigten Knie-TEP Patienten im Durchschnitt einen erhöhten CRP-Wert. Durch diese Erkenntnis ist es möglich, postoperativ eine bessere Interpretation der CRP-Werte unter Berücksichtigung des Zeitpunkts der Messung und des Eingriffs geben zu können. In Bezug auf die Leukozytenwerte zeigten sich deutlich weniger signifikante Zusammenhänge bezüglich der Art des Eingriffs und der körperlichen Faktoren. Auch durch die Betrachtung weiterer Studien ergab sich kein einheitlicher und interpretierbarer Verlauf. Aus diesem Grund wurde im Verlauf der Studie das Hauptaugenmerk auf die Interpretation der CRP-Werte und weniger auf die Leukozytenwerte gelegt. Hinsichtlich des prädiktiven Werts der Entzündungsparameter für Revisionseingriffe zeigten sich jedoch wenig signifikante Zusammenhänge, weshalb insgesamt der prädiktive Wert der postoperativen Entzündungsparameter (bis zum 4. Tag postoperativ) als gering eingeschätzt wird. Eher ein erhöhtes CRP am 6. 8. Tag nach einem Eingriff, also ein persistierend hohes CRP bzw. ein erneuter Anstieg könnte einen Hinweis auf einen Infekt und somit einen nötigen Revisionseingriff geben. Zusätzlich zeigte sich bei der Untersuchung der körperlichen Faktoren Geschlecht, BMI, Alter und ASA-Score, dass ein hoher BMI, männliches Geschlecht, hohes Alter und geringfügig auch ein hoher ASA-Score signifikante Ursachen für höhere postoperative Entzündungsparameter darstellen. Es ließ sich jedoch bei keinem der Faktoren nachweisen, dass die Korrelation auch deutlich von der Art der Implantation abhängt. Auch bei den körperlichen Faktoren ergaben sich kaum signifikante Zusammenhänge in Bezug auf Revisionseingriffe. Lediglich ein hoher BMI zeigte bei Hüft-TEP Patienten diesbezüglich einen signifikanten Zusammenhang. Dies unterstreicht die Relevanz des Körpergewichts und legt nahe, dass bereits präoperativ und bei der Planung einer Endoprothese eine Beratung zur Gewichtsoptimierung und Ernährung erfolgen sollte. Aufgrund der Bestätigung der Hypothese, dass Knie-TEP Patienten höhere postoperative CRP-Werte aufweisen, wäre es interessant, in zukünftigen Studien verschiedene Einflussfaktoren der Knie- und Hüft-TEP Operation zu untersuchen, um Ursachen für diesen Unterschied zu finden