Korporatismus im deutschen Gesundheitssystem: Voraussetzungen, Bedingungen und Entwicklungen

Zusammenfassung Ausgehend von der Pluralisierung und Liberalisierung der gesundheitspolitischen Interessenlandschaft beschäftigt sich der Aufsatz mit der Frage, auf welche Weise sich die Struktur und Funktion des Meso-Korporatismus im deutschen Gesundheitssystem verändert und welche Entwicklungsperspektiven unter den Bedingungen von Vermarktlichung und Verstaatlichung bestehen. Hierzu werden die korporatismustheoretischen Grundlagen geklärt und am Beispiel der Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen (1977), des Gemeinsamen Bundesausschusses (2004) und der Konzertierten Aktion Pflege (2018) wichtige Entwicklungen nachgezeichnet. Die Autoren argumentieren, dass die meso-korporatistischen Foren erodiert sind, aber keineswegs ausgedient haben. Vielmehr ist die Beteiligung der Interessenverbände an den für die Politikformulierung maßgebenden Netzwerken und Prozessen in zunehmendem Maße selektiv und situativ geworden. Abstract: Corportarism in German Health System: Requirements, Conditions and Development Based on the pluralisation and liberalisation of health policy interests, this paper deals with the question, how the structure and function of mesocorporatism in the German health system is changing and what development perspectives exist under the conditions of Vermarktlichung and Verstaatlichung. For this purpose, the theoretical principles of corporatism will be clarified and important developments traced using the examples of the Concerted Action in Health Care (Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen 1977), Federal Joint Committee (Gemeinsamer Bundesauschuss 2004) and the Concerted Action in Nursing (Konzertierte Aktion in der Pflege 2018). The authors argue that the mesocorporatist forums are eroded, but not disused. Rather, the participation/involvement of interest groups, in the networks and processes that are decisive for policy formulation, has become increasingly selective and situational