Der Aufschwung der Milieuforschung begann in den 1960er und 1970er Jahren als Versuch, angesichts zunehmender gesellschaftlicher Differenzierung fehlende Dimensionen der Gesellschaftsanalyse wiederzuentdecken. Dieser richtete sich vor allem gegen die dominanten Ansätze der Klassenund Schichtungssoziologie, die soziale Praxis, Mentalitäten und Zugehörigkeiten aus vertikalen ökonomischen Unterschieden abzuleiten versuchten und die sich dabei insbesondere auf die klassische Soziologie von Weberbzw. von Marx beriefen. Diese Berufung erfolgte, wie ich darlegen möchte, zu Unrecht. Ein Textstudium erster Hand ergibt, dass die Ansätze der klassischen Soziologie – von Marx über Durkheim, Veblen, Weber und Geiger bis hin zu Bourdieu – in Wirklichkeit...