Fremdsprachendidaktische Perspektiven auf Unterrichtsqualität

Fremdsprachendidaktische Forschung verfolgt zwei übergeordnete Ziele: fremdsprachliche Lehr-Lernprozesse in ihrer Komplexität zu verstehen und zum Gelingen dieser Prozesse in der Unterrichtspraxis beizutragen (Caspari, 2016). Diese doppelte Zielsetzung entspricht aktuellen Bemühungen um das Konstrukt der „Unterrichtsqualität“ in der Unterrichtsforschung, deren Anliegen darin besteht, Zusammenhänge zwischen dem empirisch beobachtbaren Unterrichtsgeschehen und der Entwicklung der Lernenden entlang von Bildungs- und Kompetenzzielen zu beschreiben (Praetorius et al., 2020). Dass die Lehr-Lern-Verknüpfung auch eine grundlegend fremdsprachendidaktische Fragestellung ist, dürfte angesichts der eingangs skizzierten Zielsetzung kaum in Frage stehen. Ein Desiderat besteht hierbei vor allem in der empirischen Fundierung des Konstrukts „Unterrichtsqualität“. Dieses Symposium beleuchtet diese Fragestellungen im Blick auf die verschiedenen Phasen der Lehrkräftebildung (Studium, Vorbereitungsdienst, Schuldienst). Hierzu werden in den ersten 60 Minuten die folgenden vier Studien vorgestellt; im Anschluss bietet ein 30-minütiges Diskussionsforum die Gelegenheit zur Synthese der Ergebnisse und einer Positionierung innerhalb der Fremdsprachenforschung und über ihre disziplinären Grenzen hinaus. Studie 1 (Kersten, Glaser, Ruhm, Roos, Brunsmeier) untersucht die Selbsteinschätzung angehender Englischlehrkräfte zu Unterrichtsstrategien im Rahmen ihres Schulpraktikums. Daten wurden mittels des standardisierten Beobachtungsrasters Teacher-Input Observation Scheme (TIOS, Kersten et al. 2018) erhoben, das Unterrichtsqualität anhand von vier Dimensionen operationalisiert. In einem zweiten Schritt wurden diese Selbsteinschätzungen mit denen der Unibetreuenden und Hintergrundvariablen statistisch in Beziehung gesetzt. Studie 4 (Kersten): Die deutschlandweite Online-Studie erhebt Selbsteinschätzungen von Lehrkräften zur Verwendung von Unterrichtsstrategien im englisch- (n=39) und deutschsprachigen (n=37) Unterricht anhand des TIOS, sowie eine Einschätzung der englischen und deutschen Sprachkompetenzen ihrer Schüler*innen (englisch: n=690, deutsch: n=836) anhand des GER. Die TIOS-Werte sagen die Englisch- und die Deutschkenntnisse der Schüler*innen signifikant vorher und moderieren den Effekt des Sozialstatus auf die Sprachkenntnisse beider Gruppen