Die praktischen Grundlagen der Herrschaft auf Distanz: Offizielle und inoffizielle Briefwechsel zwischen Wien und den Südlichen Niederlanden am Anfang des 18. Jahrhunderts

Im Februar 1716 übernahm Österreich offiziell die Verwaltung der Österreichischen Nieder-lande, eine Ländergruppe etwa 1000 Kilometer von Wien entfernt. Die Verwaltung dieser kriegserschütterten und für den Wiener Hof kaum bekannten Provinzen erforderte einen ständigen Informationstransfer von Brüssel nach Wien, und umgekehrt eine zügige Absen-dung von Direktiven und Vollmachten. In den Anfangsjahren tauchten jedoch strukturelle Probleme mit der Berichterstattung auf, die zu inoffiziellen Briefwechseln als Ergänzung der amtlichen Korrespondenz führten. Diese zusätzlichen Korrespondenten dienten allerdings nicht nur der Information des Hofes, sondern wurden vom Statthalter Prinz Eugen auch eingesetzt, um auf seinen nachlässigen Stellvertreter in Brüssel Druck auszuüben und ihn zum Handel zu veranlassen. Der Vortrag beleuchtet anhand der Art, Frequenz und Funkti-on der verschiedenen Briefwechsel zwischen Brüssel und Wien zunächst einige inhärente Probleme, die mit der Verwaltung weit entfernter Provinzen verknüpft waren. Zusätzlich wird der Wert der sogenannten “diplomatischen belgischen Korrespondenz” für For-schungszwecke besprochen