Staats-Torheit oder Freiheitskampf? Die Revolte des Brutus auf der Amsterdamer und Hamburger Bühne

Um 509 v. Chr. beendete Lucius Junius Brutus die tyrannische Regierung des Königs Tarquinius Superbus in Rom und wurde selbst zum römischen Konsul ernannt. Auslöser seiner Tat war der Selbstmord der tugendhaften Lucretia, die Sextus, der Sohn des Königs, vergewaltigt hatte. Brutus hatte hierauf geschworen, die königliche Familie zu verjagen. Der Selbstmord der Lucretia und der Widerstand des Brutus waren beliebte Themen der frühneuzeitlichen Kunst und Literatur.2 Zu Beginn des 18. Jahrhunderts verloren die Autoren allerdings das Interesse an Lucretia. Das tragische Heldentum der ehrbaren Lucretia verblaßte nun vor dem männlich politischen Tun des Brutus, als beliebter Bühnenheld. Seine Rebellion wurde dabei allerdings, abhängig vom politisch-ideologischen Umfeld der Theateraufführungen, sehr unterschiedlich beurteilt. Selbst in Stadtrepubliken wie Amsterdam und Hamburg konnte die Revolte des Brutus ganz verschieden gedeutet werden