Aktuelle Erkenntnisse aus der Versorgungsforschung zur Behandlung der Chronisch Obstruktiven Lungenkrankheit in der Schweiz

Die Chronisch Obstruktive Lungenkrankheit (COPD) gehört weltweit zu den häufigsten chronischen Krankheiten. Evidenzbasierte Massnahmen bei COPD umfassen diagnostische Massnahmen, Massnahmen zur Verlangsamung der Krankheitsprogression, sowie Massnahmen bei akuten Exazerbationen von COPD (AECOPD). Die unterschiedlichen Massnahmen kommen in unterschiedlichen Settings der medizinischen Behandlungskette zum Zuge und sind u.a. abhängig vom Erkrankungsstadium. Dies bewirkt bei der Behandlung von COPD eine beträchtliche Komplexität und im medizinischen Alltag werden evidenzbasierte Massnahmen bei COPD meist nur lückenhaft umgesetzt. In dieser Habilitationsschrift zur Versorgungsforschung bei COPD werden zwei Beobachtungsstudien und eine randomisierte Studie vorgestellt. Die erste Studie ist ein 24-Monate retrospektiver Audit der Umsetzung evidenzbasierter Massnahmen bei AECOPD in drei öffentlichen Spitälern im Kanton Zürich. Die Studie zeigte, dass der Umsetzungsgrad von Akutmassnahmen, welche die unmittelbare Prognose der Patienten verbessern hoch waren. Massnahmen, welche die mittel- und langfristige Prognose verbessern, wurden jedoch nur selten direkt umgesetzt oder zur Durchführung empfohlen. Aus der Studie ergaben sich Empfehlungen zur Optimierung der Spitalbehandlung bei AECOPD. Die zweite Studie war eine prospektive Beobachtungsstudie mit 35 Hausärzten, welche Patienten mit COPD in der Hausarztpraxis für eine randomisierte Studie rekrutierten. Um nebst Patienten mit bereits etablierter COPD Diagnose weitere Patienten zu rekrutieren, wendeten die Hausärzte folgende Case-Finding Strategie für nicht diagnostizierte COPD an: Spirometrie bei Patienten über 45 Jahren mit mehr als 10 Pack-Years. Nach Ablauf der Rekrutierungsphase waren ein Drittel der Patienten durch die Case-Finding Strategie identifiziert und erstdiagnostiziert worden. Die Studie zeigte nicht nur, dass in der Schweizer Hausarztmedizin ein grosser Anteil der Patienten mit COPD nicht diagnostiziert ist, sondern auch, dass solche Patienten überwiegend aktive Raucher in frühen Erkrankungsstadien sind, welche von präventiven Massnahmen noch profitieren könnten. In der dritten Studie wurden obengenannte Hausärzte ihre Praxisassistentinnen in zwei Gruppen randomisiert und erhielten in der Interventionsgruppe ein COPD Disease-Management Training und Hilfsmittel, und in der Kontrollgruppe keine Massnahme. Nach einjähriger Beobachtungszeit fand sich bei den Patienten von Hausärzten in der Interventionsgruppe ein signifikanter Anstieg des Umsetzungsgrades evidenzbasierter Massnahmen bei COPD verglichen mit der Kontrollgruppe