Der Hirt des Seins und die ursprüngliche Ethik

The paper argues that the ›shepherd of being‹ is a key figure of what Martin Heidegger calls ›originary ethics‹, which relies on the human dwelling and implies the ›other thinking that abandons subjectivity‹, namely, that abandons the human being construed as a sovereign subject. By drawing on the recently issued so-called Black Notebooks, which turn out to be crucial in order to both understand the role of the ›shepherd of being‹ in technology, the paper presents first the sources of such a figure, and, second, the two assignments that Heidegger entrusts to the shepherd, which go back both to mortality and releasement toward things. Finally, by recalling the difference established by Heidegger between the ›lord of beings‹ and the ›shepherd of being‹, an alternative relation with technology is sketched out, which is based on use instead of possession, and on dwelling instead of exploitation.Der vorliegende Beitrag stellt den ›Hirten des Seins‹ als eine Schlüsselfigur dessen dar, was Martin Heidegger ›ursprüngliche Ethik‹ nennt, die auf das menschliche Wohnen zurückgeht und das ›andere, die Subjektivität verlassende Denken‹ impliziert, indem es auf den als herrschendes Subjekt verstandenen Menschen verzichtet. Der Beitrag nimmt auf die kürzlich erschienenen sogenannten Schwarzen Hefte Bezug, die sich als entscheidend erweisen, um sowohl die Rolle des ›Hirten des Seins‹ im Denkweg Heideggers zu verstehen als auch seine Besinnung über die Technik weiter zu erörtern. Der Beitrag stellt erstens die Quellen dieser Denkfigur und zweitens die beiden Aufgaben dar, die Heidegger dem Hirten anvertraut und die uns auf die Sterblichkeit und die Gelassenheit zu den Dingen verweisen. Am Schluss wird durch die von Heidegger festgestellte Unterscheidung zwischen dem ›Herrn des Seienden‹ und dem ›Hirten des Seins‹ ein anderes mögliches Verhältnis zur Technik skizziert, das auf Gebrauch statt Besitz und auf Wohnen statt Ausbeutung beruht