Die Agrarreformen im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen in der Zwischen- kriegszeit war unter Vernachlässigung der wirtschaftlichen Dimension vornehmlich politisch und ideologisch motiviert. Eine Analyse des Diskurses in der Parteienlandschaft zeigt, dass die serbisch dominierten Parteien die Agrarreform als Vehikel der Nationalisie- rung und „Šumadisierung“ des Landes benutzten: Das in Zentralserbien vorherrschende Modell des Kleinbauern auf seiner Scholle sollte auf ganz Jugoslawien ausgeweitet werden. Insbesondere in Regionen mit Minderheiten war die Kolonisierung als ethno-nationales Instrument konzipiert. Die Prädominanz des ethno-politischen Moments ging mit einer erheblichen Geringschätzung formal-rechtlicher Prozeduren...