Eine Stadt dreier Nationen

Der Autor präsentiert die Geschichte der Stadt Kamieniec Podolski in der ältesten Zeit ihrer Existenz: von ihrer Gründung nach Magdeburger Recht im Jahre 1374 bis zum Ende des Mittelalters. Er beschäftigt sich näher mit den Anfängen der städtischen Einrichtungen und der Herkunft sowie den Lebensbedingungen ihrer Bewohner und kommt zu dem Schluß, daß dies eine besondere Stadt war. Sie besaß drei Selbstverwaltungen, drei Märkte und drei gesonderte Gemeinschaften: die polnische (mit einer beträchtlichen Beimischung des deutschen Elements, das sich schnell polonisierte), die armenische und die ruthenische. Trotz dieser Differenzierung gestaltete sich das Zusammenleben der Nationen nicht schlecht, manchmal sogar harmonisch (zwischen den Polen und Ruthenen). Die Stadtordnung basierte auf dem Magdeburger Recht (was den polnischen Markt betrifft) und funktionierte nach dem Vorbild der Stadt Lemberg, während sich die Armenier durch eigene Gesetze selbst regierten und nur dem Kreishauptmann (Starosta) von Kamieniec als dem Repräsentanten des Königs unterstanden. Ähnlich verhielt es sich mit der ruthenischen Nation (und ihrem Markt), die allerdings eher zur Zusammenarbeit ihrer Selbstverwaltungsorgane mit der polnischen Nation bereit war. Beträchtlichen Einfluß auf das Leben von Kamieniec hatte die Tatsache, daß die Stadt sowie das Schloß von Kamieniec eine große Grenzfestung bildeten, jene antemurale christianitatis, die den Hauptwiderstand gegen die moldauisch-türkischen und tatarischen Invasionen leistete