Uebertragbarkeit historischer Erkenntnisse der veterinärmedizinischen Phytotherapie auf die Gegenwart

Seit dem Altertum verwendet der Mensch Pflanzen zur Linderung und Heilung von Erkrankungen und die Verwendung pflanzlicher Arzneimittel bei Tieren ist seit dem 19. Jahrhundert gut dokumentiert. Neue Erkenntnisse in der Medizin und das Auftreten von multiresistenten Keimen stellen die Wissenschaft vor neue Herausforderungen. Nun stellt sich die Frage, ob man aus den historischen Erkenntnissen über Phytotherapie lernen und diese auf die Gegenwart übertragen kann. Um Pflanzen mit phytotherapeutischem Potential zu finden, wurden die Mitschrift der Vorlesung Emmerts von 18121, die entsprechende Literatur des späten 19. Jahrhunderts2 und des 20. Jahrhunderts3 vor dem Durchbruch der Antibiotika verglichen. 42 Arzneipflanzen kommen in allen drei Literaturquellen vor. Die verwendeten Pflanzenteile, die Wirkung und die Anwendung werden in tabellarischer Form dargestellt, dem in der Pharmakologie gängigen ATCvet-System zugeordnet und beschrieben. Ein Vergleich mit der aktuellen phytomedizinischen Literatur zeigte, dass 24 Pflanzen noch verwendet werden und 18 nicht mehr verwendet werden. Gründe dafür sind Giftigkeit der Pflanze oder einzelner Pflanzenteile, Schwierigkeiten mit der Dosierbarkeit wegen variierenden Wirkstoffkonzentrationen in der Pflanze, geringe therapeutische Breite und Allergien. Eine vertiefte Literaturrecherche zu 3 ausgewählten, noch verwendeten Pflanzen zeigte, dass diese momentan extensiv auf ihre Wirkung und sekundäre Inhaltsstoffe untersucht werden und eine Methode zur Behandlung von speziellen Erkrankungen bieten. Glycyrrhiza glabra und Thymus vulgaris zeigen in verschiedenen Studien eine antibakterielle, antivirale und antimykotische Wirkung. Eine entzündungshemmende Wirkung lässt sich bei Malva sylvestris finden. Historische Erkenntnisse über Phytoarzneipflanzen stellen ein wertvolles, empirisches Wissen zur Verfügung und somit eine gute Grundlage für weitere Forschungsarbeit