Der ‚Fehler‘ ist kein bloß neuzeitliches Phänomen, sondern durchaus eine geschichtsträchtige Konstante im Leben des Menschen. Fehlleistungen einer bestimmten Art, die Überlieferungsfehler, erscheinen bereits im Mittelalter. Diese beschränken sich allerdings nicht nur auf die Schriftsprache (Schreib- und Lesefehler), sondern erstrecken sich ebenso auf den sprechsprachlichen Bereich (Sprech- und Hörfehler), da einzelne Texte gewiss schon vor Überhandnahme der Schriftlichkeit in illiteraten Bevölkerungskreisen kursiert sind und sich teilweise lange erhalten haben. So zahlreich wie die Fehlgriffe selbst sind auch die Hinweise in den Handschriften auf ebenjene: sei es nun ein Dichter, der in seinem Werk die Nachlässigkeit eines Kopisten kritisie...