Frankreichs II. Republik

Wegen des inner- und außerhalb des Parlaments seit langem beklagten Immobilismus des Bürgerkönigtums in politischen wie sozialen Fragen kündigte die Kammeropposition dieser im Februar 1848 die Loyalität auf. Genau wie 1830 schlug aber der parlamentarische Machtkonflikt in einen Aufstand der Pariser Bevölkerung um. Nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter waren von Entstehung, Art und Geschwindigkeit des Verlaufs der Revolution überrascht worden. Diesmal scheiterte aber der Versuch der Kammermehrheit, die Ereignisse durch die Errichtung einer Regentschaft in ihrem Sinne zu lenken. Bewaffnete Straßenkämpfer und Nationalgardisten erzwangen das Bekenntnis zur Republik und eine Provisorische Regierung. Die bürgerlichen Kräfte konnten das Heft nur in der Hand behalten, indem sie mit einer von der Gegenseite gebildeten vergleichbaren Einrichtung zusammengingen und unterbürgerliche Repräsentanten hinzuzogen. Die von einem Bündnis der Mitte mit der Rechten getragene Provisorische Regierung und die ihr folgende „Commission du pouvoir exécutif“ der „Assemblée Nationale Constituante“ sahen sich aber nicht in der Lage, die revoltierenden Pariser Massen, die sich durch diese Entwicklung erneut um die Früchte ihres Kampfes betrogen fühlten, zu bändigen. Die revolutionären Republikaner zogen es daher vor, ihre Schöpfung schrittweise selbst zu liquidieren, statt sich auf sozialistische Experimente mit ungewissem Ausgang einzulassen