Der neuzeitliche Paradigmenwechsel zur Pflichtenkreistriade : Ablösungen und Gabelungen

Ethik hat es weder nur mit Grundlagenfragen noch allein mit konkreten Anwendungsproblemen zu tun. Sie ist vielmehr zusätzlich durch vermittelnde Gliederungssysteme bestimmt. Dieser Thematik wurde bisher kaum die notwendige systematische Aufmerksamkeit geschenkt. Das Handbuch widmet sich den drei historisch wirkmächtigsten Gliederungsschlüsseln angewandter Ethik: den den Geboten (in Gestalt des Dekalogs), den (Kardinal-)Tugenden und den in der Neuzeit zur Geltung kommenden Pflichtenkreisen. Im Artikel 3.3 "Der neuzeitliche Paradigmenwechsel zur Pflichtenkreistriade: Ablösungen und Gabelungen" wird gezeigt, dass die protestantische Ethik sich leichter als die katholische Morallehre von den Normen des Dekalogs zu lösen vermochte als der Katholizismus. Die katholische Morallehre hingegen band den Katholiken in der Pflichtbeichte (seit dem 13. Jh.) an die kirchlich interpretierten Normen des Dekalogs, eine Entwicklung, die faktisch erst - von den sog. Rautenstrauchschen Reformen (17. Jh.) abgesehen - erst im 20. Jahrhundert faktisch ihr Ende fand. (vgl. auch Artikel 3.4 "Zur philosophisch-ethischen Grundlegung der neuzeitlichen Pflichtenkreislehre"