Die Beobachtung in den Naturwissenschaften. Charakteristiken der naturwissenschaftlichen Beobachtung am Beispiel des Mikroskops

In den Naturwissenschaften stellt die Beobachtung eine wissenschaftliche Methode dar, mit der Daten, von natürlichen oder experimentell hergestellten Objekten oder Phänomenen, erfasst werden. Sie ist eng verbunden mit dem Experiment und fand lange Zeit keine direkte Beachtung als Forschungsgegenstand (Daston & Lunbeck, 2011, S. 1). Ab dem 20. Jahrhundert wird die Beobachtung epistemologisch bezüglich ihrer Bedeutung zum Testen von Theorien diskutiert. Es finden sich zudem philosophische Abhandlungen darüber, was beobachtet werden kann und was nicht (Bogen, 2014). Die Masterarbeit befasst sich mit diesen Themen, indem die Fragestellung nach den Charakteristiken einer wissenschaftlichen Beobachtung erörtert wird. Für den Einstieg in die Fragestellung dienten das Mikroskop und seine Verbindung zur Beobachtung. Mittels der Analyse von Literatur zur Beobachtung aus dem naturwissenschaftlichen, philosophischen und technologischen Kontext werden die Charakteristiken der Beobachtung mit Blick auf das Mikroskop erarbeitet. Als geisteswissenschaftliche Methode kommt die Hermeneutik mit dem hermeneutischen Zirkel zum Einsatz. Charakteristiken der Beobachtung, wie die Theorieabhängigkeit, die Ästhetik in Darstellungen, die Einbettung in das Wesen der Naturwissenschaften und Subjektivität, sind Beispiele. Die Charakteristiken wurden in die vier Themengebiete Naturwissenschaft, Soziale und Historie, Technologie und den Menschen eingeteilt. In einem weiteren Schritt lösen sich die Charakteristiken vom Objekt Mikroskop und werden auf sozialwissenschaftliche Studien im Schulkontext angewendet. Die Studien werden auf ihren Inhalt, bezogen auf die Beobachtung, analysiert und mit den erarbeiteten Charakteristiken verglichen. Daraus soll eine Überprüfung der Charakteristiken erfolgen. Im Zuge dieser Arbeit zeigte sich, dass die anfänglich nebensächliche Beobachtung eine wissenschaftliche Tiefe bietet, über die spätestens seit dem 20. Jahrhundert rege diskutiert wird. Das Resultat sind eine Vielzahl auf Quellen basierender Charakteristiken der Beobachtung, welche herangezogen werden können, um die einstmals als objektiv angesehene Beobachtung in ihren Stärken und Schwächen zu sehen und dadurch differenziert für den Wissenschaftsprozess einzusetzen