Förderung von Design im Textilen Unterricht. Unterstützung von kreativen Lösungen durch den Bewertungsschlüssel

Design ist ein heute sehr häufig verwendeter Begriff. Er steht für die äussere Gestaltung eines Gegenstandes oder Produktes, dessen Form und Funktion betreffend. Damit diese äussere Gestalt nicht bei allen Gegenständen gleich ist, braucht man Kreativität. Sie ist die Fähigkeit, die es ermöglicht, neue Probleme mit dem Rückgriff auf Vorwissen zu lösen und etwas Neues, noch nie Dagewesenes zu kreieren. Kreativität wird in der heutigen Gesellschaft als wichtige Fähigkeit in vielerlei Lebensbereichen und vielen Berufen angesehen. Sie ist die treibende Kraft, die es Unternehmen ermöglicht, am Puls der Zeit zu bleiben und mit der Konkurrenz mitzuhalten. Um dieser Forderung nach kreativ denkenden Köpfen gerecht zu werden und diese Fähigkeit schon früh bei den Lernenden zu trainieren, muss sich auch die Schule mit dieser Thematik auseinandersetzten. Die Autoren des Lehrplan 21 legen Wert darauf, dass sich die Lernenden mit Produkten und Prozessen auseinandersetzen und so ein Design- und Technikverständnis erlernen. Dabei erfahren die Lernenden mehr über die Herstellung, die Gestaltung und die Entsorgung von Produkten und machen sich bei herausfordernden Aufgaben- und Problemstellungen selber Gedanken zu neuen Produkten. Die Produktkonzipierung wird mittels Designprozess koordiniert, wobei die Kreativität der Lernenden eine zentrale Rolle spielt. Auf diesem Weg wird das Ziel verfolgt, dem natürlichen Bedürfnis, die eigene Umwelt zu gestalten, gerecht zu werden. (D-EDK, 2016, S. 5) Im Rahmen dieser Arbeit sollte die Kreativität von 40 Lernenden aus sechs Klassen im Textilen Unterricht gefördert werden. Es stellt sich die Frage, wie man Kreativität im Textilen Unterricht fördern kann. In dieser Untersuchung wurde versucht, dies mittels besonderer Berücksichtigung kreativer Ideen im Bewertungsraster und somit der Notengebung, also einem extrinsischen Motivator, zu steigern. Es wurde angenommen, dass die Lernenden, welche für kreative Ideen zusätzliche Punkte erhalten, auch vermehrt solche Ideen umsetzen. Weiter wurde erwartet, dass die Zufriedenheit dieser Lernenden über ihre eigenen Produkte höher ist, weil sie eine entsprechende Würdigung erfahren. Da ein gutes Produkt über eine gewisse kreative Neuigkeit aber auch eine hohe Qualität verfügen soll, wurde dieses Produktmerkmal in dieser Forschungsarbeit auch besonders berücksichtigt. Erwartet wurde, dass die Qualität der Produkte mit Belohnung kreativer Aspekte tiefer ist als diejenige der Vergleichsgruppe, da sich die Lernenden stärker auf die Umsetzung kreativer Ideen fokussieren. Die Lernenden bekamen den Auftrag, ein Mybag zu erstellen. Dabei handelt es sich um einen in der Regel viereckigen Rucksack mit Tunnelzug und Kordeln als Trägern. Dieses Produkt zeichnet sich durch einen hohen Lebensweltbezug zu den Lernenden aus. Bei drei Klassen wurde versucht, die Kreativität der Lernenden mittels Bewertungsraster zu fördern. Das bedeutet, dass die Lernenden für besonders kreative Ideen zusätzliche Punkte erhielten und damit ihre Note massgeblich beeinflussen konnten. Die anderen drei Klassen bekamen für kreative Ideen keine Punkte. Die Daten wurden mittels zweier Fragebogen und der Produktauswertung erhoben und ausgewertet. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Lernenden nicht vom Bewertungsraster zum Generieren kreativerer Produkte anspornen liessen. Der externe Motivator, die Note, schien also weniger Einfluss auszuüben als intrinsisch motivierte Ziele wie die eigenen Wünsche oder Vorstellungen. Die Zufriedenheit über das entstandene Produkt war bei den Lernenden, welche für Kreativität Extrapunkte erhielten, nicht grösser als bei den anderen. Obwohl bei den Lernenden mit Berücksichtigung möglichst kreativer Produkte die kreativen Ideen mehr Einfluss auf die Note ausüben konnten als die Qualität, litt letztere nicht unter diesem geänderten Fokus. Das heisst, dass kreative Produkte nicht über eine schlechtere Qualität verfügten als die anderen. Es scheint sogar ein positiver Zusammenhang zwischen Kreativität und Qualität zu bestehen