Erfahrungen von Schülerinnen und Schülern mit Fluchterfahrung im Schweizer Bildungssystem. Eine qualitative Studie zur Perspektive von Schülerinnen und Schülern mit Fluchterfahrung mit besonderem Fokus auf die Rolle von Lehrpersonen sowie Mitschülerinnen und Mitschülern

Die steigenden Zahlen aus dem Asylbereich sowie das Recht auf Bildung für alle bedeuten auch steigende Zahlen von Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung im Schweizer Bildungssystem. Der Umgang mit Schülerinnen und Schülern mit Fluchterfahrung stellt Lehrpersonen oft vor eine grosse Herausforderung, da die Datengrundlage zu dieser Thematik besonders in der Schweiz äusserst spärlich ist. Lehrpersonen wissen zu wenig darüber, wie sie mit Schülerinnen und Schülern mit Fluchterfahrung am besten umgehen sollen. Die vorhandene Literatur zum Thema umfasst vor allem Ratgeber und Wegleitungen der einzelnen Kantone zur Beschulung von Kindern und Jugendlichen aus dem Asylbereich, selten aber wissenschaftlich fundierte Studien. Vor diesem Hintergrund stellt sich nun die Frage, wie Schülerinnen und Schüler mit Fluchterfahrung den Besuch der Schule in der Schweiz erleben und wie sie diese Erfahrungen beurteilen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es deshalb, von den Aussagen der befragten Jugendlichen Hinweise auf als hilfreich oder hinderlich wahrgenommene Einflussfaktoren auf die Schulbildung ableiten zu können. Diese Erkenntnisse sollen Lehrpersonen im Umgang mit Schülerin-nen und Schülern mit Fluchterfahrung in ihrer Klasse helfen. Ebenso sollte erstmals das Projekt ACCOMPAGNA der Pädagogischen Hochschule St.Gallen aus Sicht der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler ausgewertet werden. Dazu wurden qualitative halbstandardisierte Leitfadeninterviews mit fünf Schülerinnen und Schülern mit Fluchterfahrung aus den Herkunfts-ländern Afghanistan, Syrien, Somalia und Sri Lanka durchgeführt. Alle befragten Jugendlichen besuchten zum Zeitpunkt der Interviews eine Oberstufenschule in verschiedenen Gemeinden des Kantons St.Gallen. Die Interviewdaten wurden anschliessend anhand der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz analysiert und in fünf Porträts dargestellt. Die Untersuchung zeigte, dass alle Interviewpartnerinnen und Interviewpartner der Schule ei-nen sehr hohen Stellenwert zuschreiben. Die gemachten Erfahrungen im Schweizer Bildungs-system werden durchgängig positiv beurteilt. Die Schülerinnen und Schüler sind mit der Unterstützung durch die Lehrpersonen zufrieden und beurteilen diese als ausreichend. Ebenso zeigte sich das Bild einer guten Integration in die einzelnen Schulklassen der verschiedenen Interviewpartnerinnen und Interviewpartner. Mit der Teilnahme am Projekt ACCOMPAGNA sind die befragten Schülerinnen und Schüler sehr zufrieden. Sie beurteilen das Projekt als hilfreich und würden die Förderstunden anderen Lernenden weiterempfehlen