Familienmahlzeit – nur noch Nebensache? Die soziale Esssituation von Familien an Arbeitstagen im Kontext ihrer Familienmodelle

Die Bereiche „Zeit“ und „Ernährung“ werden durch Änderungen im Umfeld des Menschen geformt. Der technische Fortschritt des letzten Jahrhunderts beeinflusste die Lebensgewohnheiten der Menschen und somit auch deren Ernährung stärker als dies je zuvor der Fall war. Obwohl die Menschen als Folge des Fortschritts noch nie soviel Zeit zur freien Verfügung hatten wie heute, klagen doch viele über Zeitarmut. Die Umwelt stellt etliche Anforderungen an den Menschen, so dass bei der Zeiteinteilung Prioritäten gesetzt werden müssen. Das Sparen von Zeit ist zu einem grossen Bedürfnis der modernen Lebensführung geworden. Dieser Trend ist auch im Ernährungsbereich durch die steigende Bedeutung von Fast Food erkennbar, welches Zeit bei der Ernährung einzusparen verspricht. Durch den zunehmenden Ausser-Haus-Verzehr und die Verwendung von Convenience Produkten wird längeres Kochen zur Ausnahme und dem Wochenende vorbehalten. Das Essen selbst wird oft nur noch als Nebensache abgehandelt. Kritiker führen an, dass gemeinsame Mahlzeiten immer seltener werden. Dennoch sind auch gegenläufige Entwicklungen wie die Slow Food - Bewegung zu beobachten, in denen sich die Anhänger bewusst ernähren wollen und sich dafür mehr Zeit nehmen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es zu eruieren, welchen Einfluss Zeit auf das Ernährungsverhalten im Kontext der verschiedenen Familienmodelle ausübt, wie diese Zusammenhänge speziell von Familien mit schulpflichtigen Kindern erfahren und gelebt werden und welchen Stellenwert diese sogenannte Familienmahlzeit überhaupt noch hat. Erkenntnisse aus Analysen der 27 Wochenprotokolle (u. a. Beschäftigungsgrad, Anwesenheit und Aktivitäten bei Tisch, sowie Befindlichkeit) sowie der nachfolgenden halbstandarisierten Interviews dienen als theoretische Fundierung. Dank MAXQDA 12 konnten die Interviews transkribiert und codiert werde, was mir die Arbeit erleichtert hat. Aufbauend darauf werden Rückschlüsse auf die ausgewählte Region der Schweiz ermittelt, gestützt auf den Theoriebereich der Arbeit. In dieser Arbeit wird dadurch aufgezeigt, dass die gemeinsame Familienmahlzeit in allen befragten Familien eine wirklich grosse Bedeutung hat und keine Familie darauf verzichten möchte