Rollen der Lehrkräfte im bilingualen Sachfachunterricht (CLIL). Eine qualitative Analyse der Sicht von Schweizer Lehrpersonen und Experten

Die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung des bilingualen Unterrichts stellt komplexe Herausforderungen an die Lehrpersonen. Sie müssen nicht nur in der Lage sein, bestimmte Inhalte aus ihren Fächern in einer zweiten Schulsprache zu vermitteln, sondern auch die aktuellen methodischen Ansätze aus der Fremdsprachendidaktik im Unterricht einzusetzen. Mittels eines Leitfadeninterviews wurden fünf Expert/innen und sieben Lehrpersonen befragt, welche den bilingualen Unterricht auf Sekundarstufe I und Sekundarstufe II erteilen bzw. begleiten und/oder evaluieren. Bei der Planung der bilingualen Stunden stellt nach den befragten Experten der aktuelle Lehrplan den Ausgangspunkt dar. In der Praxis werden oft nur die fachspezifischen Ziele formuliert, wobei die sprachlichen Mittel geplant werden und automatisch hineinkommen. Es wird aus den Antworten ersichtlich, dass die Sprachförderung zwar nicht im Zentrum der Methodologie des bilingualen Lernens steht, die Sprache jedoch ein „Transportmittel“ und eine Voraussetzung zur Aneignung des Inhalts ist. Fast alle Befragten sind der Meinung, dass im bilingualen Unterricht (CLIL) nur der Inhalt beurteilt wird und nicht die Sprache. Die Antworten auf die Fragen zeigen, dass die Lehrpersonen sowohl den Erwerb von konzeptuellen wissenschaftlichen Begriffen (CALP), als auch die Aneignung des Alltagswortschatzes und der Klassensprache (BICS) als wichtig erachten. Die Mehrheit der Lehrpersonen bearbeitet die Begriffe in zwei Sprachen, um die Verständnissicherung und die Begriffsklärung zu unterstützen. Die häufigsten Herausforderungen bei der Anpassung der authentischen Quellen aus der Sicht der Lehrpersonen und Experten sind die Entscheidungen darüber, a) wie viel man anpassen sollte, damit die Quellen möglichst „authentisch“ bleiben, b) die Sprachkompetenz der Lehrperson, die ihr nicht immer erlaubt, Sprachstrategien und Scaffolding-Techniken effizient einzusetzen, c) die Heterogenität der Lernenden, d) der Zeitfaktor. Ein Teil der befragten Lehrpersonen hat sehr positiven Erfahrungen mit der Zusammenarbeit bei der Planung gemacht. Die Antworten der Befragten zeigen, dass eine Austauschplattform für alle bili-Lehrkräfte auf der Sekundarstufe I wünschenswert ist