Ursachen der Jugenddelinquenz. Eine qualitative Untersuchung zur Erforschung möglicher Einflussfaktoren aus Sicht von betroffenen Jugendlichen

Die Jugendkriminalität ist ein in den Medien immer wieder heiss diskutiertes Thema (Aeber-hard & Urwyler, 2008, S. 4). Das Schweizer Jugendstrafrecht wird oft als zu milde aufgefasst, wobei sich der Begriff „Kuscheljustiz“ in den Medien und im Volksmund durchgesetzt hat (Häuptli, 2009). Die Jugendanwaltschaft selbst begründet ihre Entscheide damit, dass nicht die Bestrafung, sondern die Resozialisierung der Jugendlichen im Vordergrund steht (Bun-desamt für Justiz, 2010). In der vorliegenden Arbeit geht es um delinquente Jugendliche. Dabei stehen nicht die Be-strafung oder Resozialisierung, sondern die Ursachen im Zentrum. Ziel ist es, herausfinden, welche Faktoren aus Sicht von betroffenen Jugendlichen zur Verhinderung der Jugenddelin-quenz beitragen, resp. diese begünstigen. Die Wissenschaft ist sich über die Ursachen der Jugenddelinquenz einig. Schick (2010, S. 31) fasst diese in seinem Aggressionsmodell in biologische, psychologische, soziale und situative Faktoren zusammen. Dabei haben sich ungünstige Verhältnisse in den Bereichen der Familie, den Peers, der Schule und der eigenen Person besonders als Risikofaktoren für die Entwick-lung von delinquentem Verhalten herauskristallisiert. In dieser Arbeit spielt die Innensicht der Jugendlichen eine entscheidende Rolle. Anhand von Interviews mit zivil- oder strafrechtlich in den Platanenhof eingewiesenen Jugendlichen wur-den Hinweise auf Risiko- resp. Schutzfaktoren erhalten. Diese wurden in einer qualitativen Inhaltsanalyse aufgearbeitet und mit bestehenden Forschungsergebnissen verglichen. Die Auswertung zeigt, dass vor allem die Peer-Group und die Eltern resp. die Familie einen starken Einfluss auf die Entwicklung von delinquentem Verhalten haben. In beiden Bereichen zeigen sich oft gewaltverherrlichende Umstände, die sich auf die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes auswirkten. Der eigenen Person kann ebenfalls ein gewisser Einfluss zugeschrie-ben werden, da es den meisten Jugendlichen an reifem Urteilsvermögen mangelte. Dem Bereich Schule ist hingegen wenig Bedeutung zuzuschreiben. Dies ist unter anderem dadurch zu begründen, dass die meisten Betroffenen oft die Schule schwänzten und dadurch keine solide Beziehungen zu Lehrpersonen oder Mitschülerinnen und Mitschülern aufbauen konn-ten. Die erhaltenen Ergebnisse weisen eine starke Korrelation mit den bestehenden Forschungsergebnissen auf