Die Exklave Büsingen am Hochrhein im Dritten Reich. Im Spannungsfeld zwischen nationalsozialistischer Diktatur und neutraler Schweiz

Im ersten Teil der Masterarbeit wird der Frage nach den historischen Vo-raussetzungen und Rahmenbedingungen für den Sonderstatus der Exklave Büsingen nachgegangen. Die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die wirtschaftliche, politische und militärische Situation Büsingens, in der Zeit von 1933 bis 1945, werden in einem zweiten Teil dargestellt. Mit Hilfe von Zeitzeugeninterviews und deren Vergleich mit schriftlichen Quellen wird die NS-Zeit in Büsingen beleuchtet. Seit 1770 ist Büsingen eine Ex- bzw. Enklave - eine direkte Konsequenz aus dem Scheitern der Schaffhauser Diplomatie während des „Im Thurn-Streites“ (1693) und geopolitischen Interessen Habsburgs. Weitere Versu-che Schaffhausens, später der Schweiz, Büsingen einzuverleiben, scheiterten am Verhandlungspech (Napoleon, Wiener Kongress usw.). Die Büsinger Anschlussbestrebungen missglückten wiederum am schweizerischen Unwillen ein Tauschgebiet anzubieten. Stattdessen setzten Schaffhausen und Baden, später die Schweiz und Deutschland, auf Zollverhandlungen, die ihren vorläufigen Abschluss im deutsch-schweizerischen Staatsvertrag von 1964 über die Einbeziehung der Gemeinde Büsingen in das schweizerische Zollgebiet (1967 in Kraft getreten) fanden. Die Veränderungen der Büsinger Wirtschaft in den 1930er Jahren wurden hauptsächlich durch die Massenentlassungen von Büsinger Arbeitern in Schaffhausen als direkte Konsequenz der Weltwirtschaftskrise verursacht. In der Folge suchten die Büsinger vermehrt Arbeit im Reichsinnern. Nichtsdestotrotz blieb Büsingen wirtschaftlich eng mit Schaffhausen ver-bunden. Büsingen wurde im Zuge der Machtergreifung Hitlers gleichgeschaltet. Protest gab es vorwiegend auf Schaffhauser Seite. Der NS-Ideologie fielen auch Menschen in Büsingen zum Opfer – die Verbrechen reichten von Diskriminierungen über Verbannungen bis hin zu Enteignungen. Die militärische Beteiligung Büsingens am Zweiten Weltkrieg beschränkte sich auf die Entsendung von Wehrmännern, auf Spionage in der Schweizer Grenzregion und Vorkehrungen zum Luftschutz