Die Globalisierung und ihre Akteure Schritte zu einer normativen Betrachtungsweise

'Immer mehr wird der Abdankung demokratischer und nationalstaatlicher Ideen das Wort geredet. Dies liegt auch in der diffusen Begrifflichkeit selbst begruendet. Globalisierung stellt eine Vergesellschaftungspraxis dar, welche in einem langen, historischen Prozess entstanden ist und so massgebend wurde. Es gilt diesem Prozess ueber eine rein phaenomenologische Betrachtung hinaus auf seinen normativen Grund zu leuchten. Das gilt fuer alle Ideen und Handlungsstraenge, die mit der Globalisierung einhergehen, und nicht nur fuer die Oekonomie. Dies ist naemlich heute eines der Hauptprobleme, wenn es um die Frage nach einem wohlverstandenen Blick auf Globalisierung geht die Verkuerzung zum Thema der Oekonomie, und dies obwohl Globalisierung mit Sicherheit die Herausforderung der politischen Philosophie von heute darstellt. Der Beitrag moechte daher die normativen Geltungsansprueche und Werte in diesem Rahmen erhellen. Multikulturalismus, globale Migration, Zivilgesellschaft u.a. haben sich als Themen der politischen Philosophie verschaerft. Dies tritt ein, da Globalisierung es ermoeglicht, von einer steigenden Komplexitaet und Ergebnisoffenheit der Wirkungszusammenhaenge auszugehen. Vernetzung, Multikulturalismus etc. schreiten voran, so dass Nationalstaaten und Demokratieideen in verschiedenen Teilen der Welt ihrer eigenen Marginalisierung zum Opfer fallen (koennten). Allerdings muss genau das Gegenteil der Fall sein, soll ein wohlverstandener Umgang mit all diesen Herausforderungen moeglich sein. Erst der nationalstaatliche Rahmen hat eine Implementierung von Menschenrechten und Demokratie ermoeglicht. Damit ist weder bloss die Volksgemeinschaft noch die Willensnation gemeint. Vielmehr muss rechtliche Verfasstheit und Solidaritaetsempfinden gleichermassen vorhanden sein. Erst so wird es moeglich sein, fuer die Integrationsmoeglichkeiten im globalen Umfeld zu lernen. So dankt der Nationalstaat nicht ab, sondern zeigt Moeglichkeiten des Umgangs im zwischenstaatlichen Raum auf. Es bedarf einer nationalen Politik und Demokratie, die einen intersubjektiv geteilten Kontext von Verstaendigung ermoeglicht und gleichermassen Entfremdung und Entsolidarisierung zu verhindern weiss. Es wird eine neue Form demokratischer Subsidiaritaet notwendig sein, um so fuer alle Beteiligten Demokratie und Diskurs zu ermoeglichen und eben nicht nur das Handeln in Bargainingprozessen. Massgabe hat auch hier die Verstaendigungsorientierung zu sein. Um dies zu verwirklichen gilt es eben nicht den einen Weltstaat mit der einen Weltregierung zu fordern. Ein Miteinander-Gegeneinander ist notwendig, um so die verschiedensten Demoi zu formen, welche aber erkennen, dass ein tolerantes Kooperieren von Menschen und Gruppen mit und in unterschiedlichsten Lebensformen genauso notwendig ist wie die Erkenntnis, dass Werte und Normen nicht beliebig zu setzen sind. Dies alles findet nicht in einer neu globalisierten Welt statt, sondern in einem immer schon vorhandenen globalen Diskursuniversum, dessen Bedingungen sich genauso staendig veraendern wie die Bewegungen der in ihm vorhandenen Akteure.' (Autorenreferat)Available from UuStB Koeln(38)-20010106093 / FIZ - Fachinformationszzentrum Karlsruhe / TIB - Technische InformationsbibliothekSIGLEDEGerman