Systemwechsel in Suedafrika Interessen, Strategien und Einfluss der Inkatha-Bewegung im Transformationsprozess

'Das Thema Suedafrika stellte in den vergangenen Jahrzehnten ein grosses Interessengebiet fuer die Politikwissenschaft dar: bestimmten in den 60er und 70er Jahren evolutionaere und revolutionaere Konzepte die Analysen ueber die Entwicklung des Apartheidsystems, so fanden ab Mitte der 80er Jahre konkordanzdemokratische Ansaetze Einzug in die wissenschaftliche Diskussion. In den letzten Jahren beschaeftigte Suedafrika viele Wissenschaftler durch seinen Transitionsprozess. Die vorliegende Arbeit hat sich zur Aufgabe gesetzt, die Rolle eines kontroversen politischen Akteurs des suedafrikanischen Transformationsprozesses, die 1975 wiedergegruendete Inkatha-Bewegung (ab 1990 Inkatha Freiheit Partei) zu analysieren. Dieser ist es als einziger unter zehn Homelandregierungen gelungen, den Systemwechselprozess Suedafrikas entscheidend mitzugestalten. Unter ihrem Vorsitzenden Mangosuthu Gatsha Buthelezi stellt Inkatha im suedafrikanischen Transformationsprozess wohl den umstrittensten politischen Akteur dar. Mit dem Anspruch, eine 'nationale kulturelle Befreiungsbewegung' zu sein, forderte sie seit ihrer Gruendung Parteienpluralismus und ein demokratisches System in einem freien Suedafrika. Gleichzeitig konstitutierte sie als regionale Homelandregierung KwaZulus ein autoritaer und traditional-elitaer strukturiertes Regime, das keine alternativen Organisationen neben sich tolerierte. Fuer den Transformationsprozess Suedafrikas spielte Inkatha aus folgenden Gruenden eine herausragende Rolle: 1. Als 'nationale kulturelle Befreiungsbewegung' wurde Inkatha 1975 mit Unterstuetzung des damals verbotenen Afrikanischen Nationalkongresses gegruendet und bestimmte lange Jahre als einzige legale schwarze Massenbewegung die Oppositionsrolle der Afrikaner. 2. Im Gegensatz zu anderen schwarzen Befreiungsbewegungen verfolgte Inkatha durch die Homelandstruktuen KwaZulus eine Strategie der 'Systemopposition von innen'. 3. Ab Mitte der 80er Jahre verbuendete sich Inkatha in einer geheimen Sicherheitsallianz mit dem Apartheidregime und startete einen ethno-nationalistisch legitimierten gewaltsamen politischen Machtkampf gegen Teile der schwarzen Zivilgesellschaft, der im weiteren Verlauf in KwaZulu und Natal zu ungefaehr 14.000 Toten fuehrte. 4. Zu Beginn des Transitionsprozesses weitete Inkatha den gewaltsamen politischen Machtkampf auf die Provinz Transvaal aus. 5. Im Laufe des Transitionsprozesses verbuendete sich Inkatha mit weissen pro-Apartheid Hardliner-Organisationen und verfolgte zunehmend eine Strategie der Sezession fuer KwaZulu und Natal. 6. Durch ihre Weigerung, an den ersten demokratischen Wahlen Suedafrikas im April 1994 teilzunehmen, beschwor Inkatha das Scheitern des Transitionsprozesses und die Gefahr eines Buergerkrieges herauf. 7. Als gewaehlte Provinzregierung KwaZulu/ Natals und drittgroesste Partei Suedafrikas stellt Inkatha mit ihrem Parteifuehrer Mangosuthu Buthelezi seit Mai 1994 den stellvertretenden Staatspraesidenten und Innenminister des suedafrikanischen Parlaments. 8. Ab April 1995 boykottierte Inkatha die nationalen Verfassungsverhandlungen nd blieb der abschliessenden Ratifizierung der demokratischen Verfassung Suedafrikas im Mai 1996 fern.' (Autorenreferat)SIGLEAvailable from http://www.ruhr-uni-bochum.de/iee/publ/mat/pdf/mat 167.pdf / FIZ - Fachinformationszzentrum Karlsruhe / TIB - Technische InformationsbibliothekDEGerman