Krankheitsursachen Gene Neue Genetik und Public Health

'Nach dem zweiten Weltkrieg war es um die medizinische Genetik nach den Erfahrungen mit der Verbindung zwischen Genetik und eugenischer Bewegung erst einmal still geworden. In der Folgezeit kam es zu enormen Fortschritten auf dem Gebiet der Molekularbiologie. Meilensteine waren die Entdeckung der Doppelhelixstruktur der DNA 1953 und die Entschluesselung des genetischen Codes Ende der 60iger Jahre. Im Jahr 1973 gelang es zum ersten Mal, die Erbsubstanz von Labororganismen zu veraendern und Ende der 70er Jahre war man dann auch in der Lage, mit der Erbsubstanz des Menschen zu experimentieren: Die 'Neue Genetik' entstand als Zweig der Biotechnologie. In den 70er Jahren expandierte die Molekularbiologie technisch, institutionell, kulturell und oekonomisch. Mit dem Beginn des Human Genome Projektes Mitte der 80er Jahre erhielt die genetische Forschung einen gewaltigen Zustrom an Geld und Energie. Ziel dieses groessten Projektes in der Geschichte der Biowissenschaften ist, die Abfolge der ca. 3 Milliarden chemischen Buchstaben des Genoms zu dokumentieren und die Funktion der etwa 30.000 bis 40.000 menschlichen Gene aufzuklaeren. Auf der aktuellen biomedizinischen Forschungsagenda steht die Frage nach den genetischen Ursachen haeufiger Krankheiten - u.a. Herzkrankheit, Krebs, Diabetes und psychische Krankheiten. Die Medien und Fachpublikationen sind voll von neuen Assoziationen zwischen Genen und dieser oder jener Krankheit sowie enthusiastischen Verkuendigungen, wonach die molekulare Genetik die Gesundheitssicherung revolutionieren werde. Um zu einer realistischen Einschaetzung zu gelangen und der gesundheitswissenschaftlichen Diskussion zur 'Neuen Genetik' sachkundig folgen zu koennen, muss man die Produkte der modernen Genomforschung zunaechst einmal verstehen. Der vorliegende Text will dazu einen Beitrag leisten: Grundzuege, Grundgedanken und zentrale Befunde der Genomforschung und der genetisch-epidemiologischen Ursachenforschung werden mit Bezug auf Public Health praesentiert. Dabei werden Konzepte der 'massgeschneiderten' Therapie und Praevention, also auf die genetische Konstitution eines Individuums zugeschnittene Interventionen (etwa lebenslange prophylaktische Medikation oder Regimes zur Aenderung des Lebensstils) dargestellt und ihre schon heute absehbaren Begrenzungen - begruendet in der Komplexitaet des multifaktoriellen Krankheitsgeschehens -herausgearbeitet.' (Autorenreferat)SIGLEAvailable from http://skylla.wz-berlin.de/pdf/2002/p02-202.pdf / FIZ - Fachinformationszzentrum Karlsruhe / TIB - Technische InformationsbibliothekDEGerman