Armut im Wunderland? Wege in die und aus der Sozialhilfe in Schweden und Deutschland

'Im Mittelpunkt des Projekts 'Sozialhilfekarrieren' im Sonderforschungsbereich 186 steht die Untersuchung der zeitlichen Dimension von Armut und Sozialhilfebezug. Dabei wurden zunaechst zwei Kohorten von Neuzugaengen in Hilfe zum Lebensunterhalt in der Stadt Bremen gegenuebergestellt. In einem weiteren Schritt wurde untersucht, ob sich Sozialhilfeverlaeufe in Ost- und Westdeutschland unterscheiden. Hierzu wurde die Kohorte 1991 in Halle/ Saale (Kooperationsprojekt YE2) mit der Kohorte 1989 in Bremen verglichen. Nunmehr wurde die Vergleichsperspektive um die internationale Dimension erweitert: Das vorliegende Arbeitspapier widmet sich der Frage, ob sich in unterschiedlichen Typen von Wohlfahrtsstaaten unterschiedliche Muster des Sozialhilfebezugs identifizieren lassen. Mit Schweden und Deutschland wurden dabei zwei Laender ausgewaehlt, die sich in Hinblick auf die Ausgestaltung des Systems der sozialen Sicherung deutlich unterscheiden. Schweden gilt gemeinhin als umfassender Wohlfahrtsstaat, in dem Elemente einer erwerbsunabhaengigen Staatsbuergerversorgung und umfassende Massnahmen zur Erwerbsintegration von Maennern und Frauen das Armutsrisiko der Bevoelkerung minimieren. Durch die Ergebnisse der vorliegenden Analysen wird etwas am 'Mythos' Schweden gekratzt: Nicht nur, dass die Sozialhilfequote in Schweden seit den 60er Jahren deutlich hoeher liegt als in Deutschland. Vielmehr scheinen schwedische Hilfeempfaenger auch groessere Schwierigkeiten zu haben als deutsche, die Sozialhilfe dauerhaft wieder zu verlassen. Zwar ist die Dauer einzelner Bezugszeitraeume in Schweden kuerzer als in Deutschland, es besteht aber ein weitaus hoeheres Risiko von Mehrfachbezug. Insoweit ist die 'Armutsfestigkeit' des schwedischen Wohlfahrtsstaats geringer als haeufig angenommen wird. Neben dieser sozialpolitischen Erkenntnis zeigt das Arbeitspapier die vielfaeltigen Einflussfaktoren auf verschiedenen Ebenen auf, die die Sozialhilfe in beiden Laendern beeinflussen koennen. Die Wirkung einzelner Elemente ist dabei allerdings schwer auszumachen. Vielmehr fuehren offenbar 'viele Wege nach Rom', unterschiedliche Faktoren koennen also durchaus zu aehnlichen Ergebnissen fuehren: So kann ein hohes Ausmass von Kurzzeitbezug auf die Wirksamkeit von Integrationsmassnahmen zurueckzufuehren sein. Andererseits kann sich hierin auch eine besonders restriktive Gewaehrungspraxis niederschlagen.' (Textauszug)SIGLEAvailable from UuStB Koeln(38)-980106457 / FIZ - Fachinformationszzentrum Karlsruhe / TIB - Technische InformationsbibliothekDEGerman