1848 und 1918 - zwei deutsche Revolutionen Vortrag vor dem Gespraechskreis Geschichte der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn am 4. November 1998

'Am 4. November 1998 hielt Herr Prof.Dr. Dieter Langewiesche (Universitaeten Tuebingen und Erfurt) im Gespraechskreis Geschichte der Friedrich-Ebert-Stiftung einen vielbeachteten Vortrag, der, mit Anmerkungen versehen, hiermit im Druck vorgelegt wird. Anlass dieser Veranstaltung war ein Doppeljubilaeum. Vor 150 Jahren ging eine revolutionaere Welle durch Europa und erfasste auch Deutschland. 1848 - das bedeutete frueher in erster Linie eine halbe, eine unvollendete, eine gescheiterte Revolution. Heute neigen wir eher zu einer positiveren Sicht, die die langfristigen Auswirkungen in den Blick nimmt, ohne die von dort ausgehenden langen Schatten des Nationalismus zu uebersehen. Das haben zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen, Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, Rundfunk- und Fernsehsendungen wie auch Buecher in diesem Jahr deutlich gemacht, die der 48er Revolution eine bis vor kurzem noch unvorstellbare Resonanz im oeffentlichen Bewusstsein verschafft haben. Voellig entgegengesetzt verhaelt es sich mit dem zweiten Jubilaeum, das wir gerade begangen haben. Vor 80 Jahren fegte die Revolution von 1918 das Kaiserreich hinweg und begruendete eine neue Phase der deutschen Geschichte, die Weimarer Republik, deren Defizite und letztliches Scheitern primaer aus ihrer Entstehung in der Revolution erklaert wird. Waehrend aber noch vor zehn Jahren - im Zeichen der Systemkonkurrenz - die Revolution von 1918 einen sehr hohen Stellenwert in der historisch-politischen Diskussion besessen hat, scheint sie nach 1989 in eine Falte im Mantel der Geschichte gerutscht zu sein. Zur Zeit nimmt man sie jedenfalls kaum zur Kenntnis. In dem hier veroeffentlichten Vortrag wird versucht, beide Revolutionen gemeinsam in den Blick zu nehmen, Uebereinstimmungen und Unterschiede, Kontinuitaeten und Diskontinuitaeten herauszuarbeiten. Dies ist natuerlich, wie in der Diskussion angemerkt worden ist, nur auf einer mittleren Abstraktionsebene und unter Ausklammerung mancher, nicht vergleichbarer Phaenomene moeglich. In gewisser Weise muessen Vergleiche ja immer einebnen. Dafuer kommen durch die Gegenueberstellung spezifische Grundmuster schaerfer in den Blick, werden langfristige Entwicklungstrends deutlicher herausgearbeitet als bei einer Beschraenkung nur auf eine Revolution.' (Textauszug)SIGLEAvailable from UuStB Koeln(38)-990106163 / FIZ - Fachinformationszzentrum Karlsruhe / TIB - Technische InformationsbibliothekDEGerman