Entgelt- und Arbeitszeitregime unter dem Einfluss von Internationalisierung und multinationalen Unternehmen Ein deutsch-britischer Vergleich

Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Internationalisierung bzw. Globalisierung befasst sich die empirische Studie in einem Laendervergleich mit den Entgelt- und Arbeitszeitregimen in Deutschland und Grossbritannien. Auf der Basis von schriftlichen Unternehmensbefragungen, die in der Metallindustrie, Druckindustrie und im Einzelhandel der beiden Laender durchgefuehrt wurden, Interviews mit Managern und Arbeitnehmervertretern in multinationalen Unternehmen, Vertretern von Arbeitgeberverbaenden, Gewerkschaften und einschlaegigen Experten sowie der Sekundaerauswertung amtlicher statistischer Daten und Umfragen, werden zentrale Ergebnisse des Vergleichs von Entgelt und Arbeitszeit und der industriellen Beziehungen zwischen den Laendern, den Sektoren und einzelnen Unternehmen dargestellt und diskutiert. Dabei wird der Frage nachgegangen, inwieweit und wie die institutionelle Verfassung, insbesondere der industriellen Beziehungen, die Wirkungen der Internationalisierung auf die Regulierung von Entgelt und Arbeitszeit in den Untersuchungsfeldern modifiziert. In einem ersten Schritt erfolgt zunaechst die Skizzierung der Entgelt- und Arbeitszeitentwicklung. So wird die Entgeltentwicklung in Deutschland und Grossbritannien anhand von drei Indikatoren verglichen: der Entwicklung (1) der Arbeitseinkommen, (2) des Leistungsentgeltes und (3) der Entgeltverteilung. Die Entwicklung der Arbeitszeiten orientiert sich an der Indikatoren der Dauer, der Flexibilitaet sowie der individuellen Verteilung der Arbeitszeiten. In einem zweiten Schritt gilt das Interesse den Unterschieden zwischen den industriellen Beziehungen Deutschlands und Grossbritanniens. Waehrend sich die industriellen Beziehungen auf der Insel traditionell als voluntaristisch bezeichnen lassen, ist das deutsche System stark verrechtlicht. Hinsichtlich der Machtverschiebungen in den industriellen Beziehungen und der Entwicklung der Entgelte und Arbeitszeiten ist in beiden Laendern eine gewisse Parallelitaet auszumachen, die sich aber nicht im Institutionalisierungsgrad ausdrueckt. In einem dritten Schritt wird der Einfluss der multinationalen Unternehmen auf die Entgelt- und Arbeitszeitregime dargestellt. Trotz der relativ geringen Einflussnahme von multinationalen Unternehmen gibt es bei allen Unterschieden auch erhebliche Uebereinstimmungen der Entgelt- und Arbeitszeitentwicklungen in beiden Laendern. Dem gemaess wird in einem vierten Schritt der grenzueberschreitende Transfer von Managementwissen thematisiert. Die freiwillige Uebernahme von Praktiken garantiert allerdings keineswegs eine identische Entwicklung. Moeglicherweise werden dadurch lediglich die Phasen von Konvergenz und Divergenz verkuerzt. Demnach fuehrt der Globalisierungsprozess nicht notwendig zu einer einheitlicheren Arbeitswelt, doch wahrscheinlich zu einem rascheren Wechsel der Konzepte und einem Verlust an Nachhaltigkeit. (ICG2)Available from FATK Forschungsinstitut fuer Arbeit, Technik und Kultur e.V. an der Universitaet Tuebingen, Tuebingen (DE) / FIZ - Fachinformationszzentrum Karlsruhe / TIB - Technische InformationsbibliothekSIGLEDEGerman